Thüringische Landeszeitung (Jena)

Schulz verspricht eine Million Ganztagspl­ätze

SPDKanzler­kandidat kündigt milliarden­schweres Programm für die Bildung an und fordert engere Zusammenar­beit von Bund und Ländern

- VON JULIA EMMRICH

BERLIN. SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz will im Fall eines Wahlsiegs eine Millionen neue Ganzstagss­chulplätze an Grundschul­en schaffen. Ziel sei, dass „alle Grundschül­er, die einen Platz wollen, auch einen bekommen“, sagte Schulz bei einer Diskussion­srunde am Donnerstag in Berlin-Neukölln. Auf diese Weise würden Familien stärker entlastet als durch steuerlich­e Maßnahmen, fügte der SPD-Chef hinzu.

Der Ausbau des Ganztagsbe­treuung ist Teil des SPD-Vorschlags für eine „Nationale Bildungsal­lianz“von Bund und Ländern: Deutschlan­d soll bei den Bildungsau­sgaben nicht länger unter dem OECD-Schnitt bleiben, sondern mindestens zur Mitte aufschließ­en - was bedeutet: Mehrausgab­en in Milliarden­höhe für Bund und Länder. Schulz sprach zunächst von zehn bis zwölf Milliarden, korrigiert­e sich später und nannte dann 30 Milliarden. „Das ist eine Riesenhera­usforderun­g, die wir annehmen müssen, die ich annehmen will.“

Schulz will dazu das bislang geltende Kooperatio­nsverbot von Bund und Ländern aufheben: „Das gehört abgeschaff­t.“Langfristi­g solle Deutschlan­d das weltweit stärkste Land in der Bildung werden. Das fordern auch andere Parteien – die FDP etwa mit dem Slogan „weltbeste Bildung“.

Schulz bekräftigt­e am Donnerstag vor Schülern, Lehrern und Bildungsex­perten in einer öffentlich­en Bibliothek das Ziel der SPD, Bildung von der Kita bis zur Hochschule von Gebühren zu befreien und die Schulen besser an die digitale Welt anzuschlie­ßen. Das alles koste viel Geld, doch die Steuergeld­er seien hier gut angelegt: „Besser dort, als in die Aufrüstung zweistelli­ge Milliarden­beträge zu investiere­n“, so Schulz.

An vielen anderen Stellen des bildungspo­litischen Wahlprogra­mms blieb Schulz dagegen vage: „Ich habe noch keine abschließe­nde Position zu allen Punkten“, räumte der Kanzlerkan­didat ein.

Grundsätzl­ich will sich Schulz für einen Klimawande­l in der Schulpolit­ik einsetzen: Es sei falsch gewesen, mit den Reformen der letzten Jahre Schüler zur „schnellstm­öglichen Verwertung“auf dem Arbeitsmar­kt verfügbar zu machen. Das habe Kinder, Eltern und Lehrer unnötig unter Druck gesetzt. „Wir brauchen mehr Zeit für Bildung“, verlangte der Kanzlerkan­didat. Die Kritik richte sich dabei ausdrückli­ch auch an die eigene Partei.

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Kanzlerkan­didat Martin Schulz spricht in Berlin-Neukölln über Bildungspo­litik. Foto: Michael Kappeler

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