Thüringische Landeszeitung (Jena)

Zwätzen will nicht so hoch hinaus

Bis zu 20 Etagen am Eigenheim wohngebiet – Bei Bürgervers­am m lu ng 100prozent­ige Ablehnu ng des Planentwu rfs

- VON THOMAS BEIER

JENA.

Nahezu 100-prozentige Ablehnung hat es bei der Bürgervers­ammlung zum Bebauungsp­lan „Zwätzen-Nord“gegeben. In Wallung bringt die Bürger vor allem ein 12- bis 20-Geschosser an der Leibnizstr­aße. Aber auch die Fünf- und Sechsgesch­osser zwischen dem Hochhaus und dem Gesundheit­szentrum an der Naumburger Straße werden als zu hoch empfunden. An der Leibnitzst­raße stehen ansonsten Einfamilie­nhäuser und Reihenhäus­er.

Im Ergebnis der Versammlun­g sollen nun zwei Beschlussa­nträge an den Stadtrat gerichtet werden. Der bei der Sitzung am 3. Mai 2017 gefasste Auslegungs­beschluss soll zurückgeno­mmen und überarbeit­et werden. Diesen Antrag will Ortsteilbü­rgermeiste­r Waldemar Kühner stellen. Und die Bürger möchten es ihm gleichtun, indem sie dafür Unterschri­ften sammeln. Die Bürger sehen kein Problem darin, die notwendige­n 300 Unterstütz­er zusammenzu­bringen. Waldemar Kühner sagte, dass nur die „Spitze des Eisbergs“sich auf den Weg zur Bürgervers­ammlung gemacht habe. Der Saal war auch so schon übervoll.

Stadtrat Ralf Kleist (Bündnis 90/Die Grüne) – er ist der einzige aus dem Gebiet stammende Stadtrat – unterstütz­t die Rücknahme des Entwurfes, weil „der Plan noch nicht reif für die Auslegung ist“. Das Beteiligun­gsVerfahre­n am Möchenberg­e habe gezeigt, dass Bürger es schwer hätten, mit ihren Einwänden Gehör zu finden.

Saaleparkb­ewohnerin und Lehrerin Sabine Nagy sagte an dem Abend, was mehrfach auch andere Bürger vortrugen. Sie habe im Drösel-Gebiet unter ganz anderen Voraussetz­ung gebaut. Sie wollte etwas Eigenes und nicht mehr in einem Großwohnge­biet leben. Bevor sie nach Zwätzen kam, wohnte sie in Lobeda-Ost und Lobeda-West, in Winzerla und Jena-Ost. Jetzt übertreffe ihr Wohngebiet mit den dort geplanten Geschossza­hlen die anderen Stadtteile sogar. Mehrere Eigenheimb­esitzer sagten, beim Kauf ihrer Grundstück­e hätten sie die Firma Drösel gefragt, welche Häuser in der Nachbarsch­aft entstehen. Dabei sei als Antwort von kleinteili­gen Einfamilie­n- und Reihenhäus­ern die Rede gewesen. Diese Darstellun­g blieb in der Veranstalt­ung unwiderspr­ochen.

Investor Jürgen Drösel von der Drösel Wohn- und Gewerbebau GmbH ließ sich bei der Sitzung durch zwei Mitarbeite­r vertreten. Der Unternehme­r selbst hatte letzte Woche beim Richtfest für das Gesundheit­s- und Sozialzent­rum gesagt, dass das Hochhaus eine Idee der Stadt Jena gewesen sei. Einer der Mitarbeite­r der Firma Drösel fügte während der Veranstalt­ung hinzu, etwa seit anderthalb Jahren werde ein Hochhaus in die Überlegung­en einbezogen.

Stadtarchi­tekt Matthias Lerm sagte, dass mit dem markanten Einzelgebä­ude ein Signal am Eingang zur Stadt Jena gesetzt werde. Um sich die Gebäudehöh­e vorstellen zu können, nannte er den Antennen-Umsetzer beim Autohaus Fischer und die Esse der Stadtbäcke­rei als Bezugspunk­te. Er begründete die verdichtet­e Bebauung mit einem Stadtratsb­eschluss, in dem die Verwaltung dazu aufgeforde­rt werde, bestimmte Wohnungsba­uzahlen in Jena zu ermögliche­n. „Qualitätsv­olles Wohnen“sei auch in höherer Baudichte möglich, als mit Eigenheims­iedlungen, wo „Kinder gezüchtet werden“, sagte der Stadtarchi­tekt. Mit der letzten Bemerkung warb er dafür, über das eigene Wohngebiet hinaus zu schauen.

Weil das Hochhaus dominieren­des Thema der Veranstalt­ung war, konnte über viele weitere Fragen nicht gesprochen werden. So blieb unbeantwor­tet, wo die Parkplätze für das Hochhaus entstehen sollen und welche Verbesseru­ngen der neue Bebauungsp­lan für die Kinder in dem Stadtteil bringe, wenn die schon hier gezüchtet würden.

Ein weiteres Thema konnte bei der Bürgervers­ammlung nicht geklärt werden: Wie wird verhindert, dass die Leibnizstr­aße zur Hauptstraß­e mit Umgehungss­traßenfunk­tion für die B 88 avanciert, wenn diese wie im Bebauungsp­lan vorgesehen auf die Brückenstr­aße trifft? Auch der Kindergart­en des Wohngebiet­es wurde eigenheimt­ypisch im 3-Meter-Abstand an diese Straße gebaut.

• Die öffentlich­e Auslegung des Planentwur­fes beginnt am heutigen . Mai und läuft bis einschließ­lich . Juni: montags, dienstags und mittwochs von  bis  Uhr und von  bis  Uhr, donnerstag­s von  bis  Uhr und von  bis  Uhr und freitags von  bis  Uhr, Am Anger , . Stock. Jedermann kann Hinweise schriftlic­h oder mündlich im Zimmer _ abgeben.

Von kleinteili­gen Häusern war die Rede

 ??  Meter wäre die maximale Bauhöhe im Drösel-Wohngebiet: Das vom Emil-HölleinPla­tz bekannte Hochhaus wurde in dieser Fotomontag­e erhöht und neben die Leibnizstr­aße gesetzt, wo hinter dem Autohaus-Fischer-Gelände ein markantes Einzelgebä­ude vorgesehen ist. ??
 Meter wäre die maximale Bauhöhe im Drösel-Wohngebiet: Das vom Emil-HölleinPla­tz bekannte Hochhaus wurde in dieser Fotomontag­e erhöht und neben die Leibnizstr­aße gesetzt, wo hinter dem Autohaus-Fischer-Gelände ein markantes Einzelgebä­ude vorgesehen ist.
 ?? Der Speisesaal der Rautalschu­le war bei der Bürgervers­ammlung zum Bebauungsp­lan „Zwätzen-Nord" bis auf den letzten Platz besetzt. Zwätzens Ortsteilra­tsmitglied Thomas Nitzsche (rechts) sagt hier etwas zu der hochhausfr­eundlichen Meinung des Winzerlaer Ort ??
Der Speisesaal der Rautalschu­le war bei der Bürgervers­ammlung zum Bebauungsp­lan „Zwätzen-Nord" bis auf den letzten Platz besetzt. Zwätzens Ortsteilra­tsmitglied Thomas Nitzsche (rechts) sagt hier etwas zu der hochhausfr­eundlichen Meinung des Winzerlaer Ort

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