Thüringische Landeszeitung (Jena)
„Blase“gab Anspruch auf Gerechtigkeit nie auf
Jenenser DDRBürgerrechtler Peter Rösch verstorben – StasiUnterlagenChef Roland Jahn ehrt seinen Freu nd
JENA. Peter „Blase“Rösch ist tot. Der Jenenser DDR-Bürgerrechtler verstarb am Mittwoch 63-jährig in Berlin.
Rösch sei in Jena eine Instanz gewesen, sagte gestern gegenüber dieser Zeitung dessen langjähriger Weggefährte Roland Jahn, heute Leiter der StasiUnterlagen-Behörde in Berlin. „Er stand für das selbstbestimmte Leben einer ganzen Generation in Jena. Seinen Anspruch auf ein Leben in Gerechtigkeit hat er nie aufgegeben.“
Rösch, gelernter Feinmechaniker, der aus politischen Gründen in der DDR kein Abitur ablegen durfte, gehörte von 1973 bis zur Ausreise in den Westen im Jahr 1982 zu den Aktivisten der „Offenen Arbeit“der Jungen Gemeinde Stadtmitte. Er nahm Verhaftungen in Kauf, nachdem er sich 1976 an Protesten gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann beteiligt hatte. Auf dem Weg zu einer Geburtstagsfeier in Ost-Berlin war er 1981 mit seinem Freund Matthias Domaschk in die Geraer Stasi-U-Haft gebracht worden. Dort starb Domaschk unter ungeklärten Umständen. Jahn erinnerte sich an das „erste große dramatische Erlebnis“Anfang der 70er Jahre, als er mit Rösch bei einer Party in der Gartenstraße 7 weilte. Und plötzlich: Polizei, die Gäste niederknüppelte und verhaftete. „Das hat uns zusammengeschweißt.“Der Freundeskreis habe anschließend bei Dornburg Weiden beschnitten, um Geld für die Inhaftierten zu erlösen.
Auch nach 1982 habe „Blase“sich nie vereinnahmen lassen, etwa als er das Bundesverdienstkreuz ablehnte, sagte Jahn. Selbst als Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) die Kommission zur Untersuchung des Falles Domaschk berief, habe Rösch das zwar begrüßt, aber Distanz gewahrt. Er habe darauf gedrungen, dass in diesem Fall Verantwortung festgeschrieben – und sich nicht hinter Teilverantwortung versteckt wird.
„Außerdem war er ein Freund, den man immer anrufen konnte“, berichtete Roland Jahn. Bis hin, dass Rösch in der Berliner Szene Heiligabend als Weihnachtsmann unterwegs gewesen sei. „Der brauchte sich wegen seines Bartes nur den roten Mantel anzuziehen. Das steht als Symbol, dass er die Menschen beschenkt hat.“Jahn berichtete vom eigenen Enkelkind: Wo es gehört habe, dass heute der Weihnachtsmann komme, sei diese Erwiderung üblich gewesen: „Zu uns nach Hause kommt der richtige.“
Nicht verstecken hinter Teilverantwortung