Thüringische Landeszeitung (Jena)
Wie viel Winnetou steckt in uns allen?
Mit der TheaterPerformance „Winnetou360“eröffnen Kreative der BauhausUni das Jenaer FulldomeFestival
JENA. Zum Auftakt des 11. FullDome Festivals im Zeiss Planetarium Jena entführte Produzent Micky Remann, an der BauhausUniversität Weimar Professor für Immersive Medien, die Gäste in den Kopf von Karl May.
In einer Kombination aus szenischer Lesung zu Live-Schattentanz, Chormusik und insgesamt neun 360-Grad-Filmepisoden von Studierenden der Bauhaus-Uni und freien Künstlern ging es im Wesentlichen um die Fragen: Wie viel Winnetou steckt in Karl May? Und wie viel Winnetou steckt in uns allen?
Zu Anfang besucht die Kreatur ihren Schöpfer in Dresden. Dort gelte die Gastfreundschaft nach dem Bier als zweitbeste deutsche Qualität. Der Zuschauer denkt an Pegida, das edelste aller Menschenwesen, Winnetou, hingegen hat ein Hühnchen mit May zu rupfen. Der Häuptling der Apachen, ob imaginiert oder nicht, beansprucht „Scharlieh“Mays kreative Schaffenskraft für sich.
Die Verwischung der Grenze zwischen fiktionaler Übertreibung und tatsächlich Erlebtem bei May bestimmte die Handlung mit – von Heldentaten bis zu sächsischen Pfannkuchen im Indianerland. Das Publikum verfolgte einen inneren Dialog zwischen Autor und Figur, der erst in Streit eskaliert, am Ende aber in Versöhnung mündet.
Nach Ausflügen in die Wüste. Drohnenangriffen oder Winnetous Himmelfahrt in einzelnen Rundum-Videos macht Mays sinnbildliches Über-Ich ihm unmissverständlich klar, dass er nie, aber auch nie wieder, in der „bescheuerten dritten Person“von sich sprechen wird. Winnetou sagt seit gestern „Ich“.
Er steckt eben doch in uns allen.
Der sächselnde May, wie auch Winnetou gesprochen von Sprechkünstler Ronald Herzog, fasst zusammen: „Du und ich, wir sind Menschheit.“Unter großem Applaus pries Projektleiter Remann nach der in dieser Form wohl einmaligen Show das Engagement der internationalen Studenten und Künstler.
• Programm zum Festival im Internet unter: www.fulldome-festival.de