Thüringische Landeszeitung (Jena)
Am Pranger
Schwalbenkönige auf dem Fußballplatz
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Auf dem Sportplatz aber mimen manche Kicker dafür den sterbenden Schwan und treten die Fairness mit Füßen. Insofern ist es zu begrüßen, dass der englische FußballVerband nun beschlossen hat, von der kommenden Saison an solche Vergehen härter zu sanktionieren. Aber jede Strafaktion hat eben auch ihre Grenzen.
Denn wenn ein unberechtigter Elfmeter erst einmal verhängt ist und vielleicht sogar ein Spiel entschieden hat, kann das Sportgericht die Tatsachenentscheidung später schlecht revidieren.
In Deutschland ist es ohnehin schon möglich, allzu offensichtliche Schauspielerei zu bestrafen. Das prominenteste Beispiel ist Andreas Möller, der 1995 im Dortmunder Trikot im Duell gegen Karlsruhe im Strafraum zu Boden ging, obwohl weit und breit kein Gegenspieler in Sicht war. Damals sperrte das Sportgericht den Nationalspieler für zwei Begegnungen. Der damalige Bundestrainer Berti Vogts nahm ihn sogar zeitweilig aus der deutschen Mannschaft.
So gut gemeint eine Strafverschärfung in England nun sein mag, effektiver sind die unzähligen TVKameras in den BundesligaStadien. Sie fangen inzwischen jede Regung auf dem Platz ein, entlarven Falschspieler und stellen sie damit automatisch an den Pranger. Allein das hat eine heilsame Wirkung. Denn nichts ist schädlicher für einen ProfiFußballer als der Ruf eines Schwalbenkönigs.