Thüringische Landeszeitung (Jena)

Selbst glasieren auf Töpfermark­t

20. Auflage am Wochenende in Jena ist mit 70 Aussteller­n restlos ausgebucht

- VON THOMAS STRIDDE

JENA. Lorenz Wittich muss es wissen. Er führt in der Ringwiese die Töpferwerk­statt seiner als Keramikeri­n internatio­nal renommiert­en Mutter Ulli-Wittich-Großkurth seit vielen Jahren weiter. Und natürlich hat er das Werden und Wachsen des Jenaer Töpfermark­tes miterlebt, dessen 20. Auflage der städtische Eigenbetri­eb Jenakultur am kommenden Wochenende ausrichtet. Vergleicht Lorenz Wittich nach rein kaufmännis­chen Gesichtspu­nkten die 17 Töpfermärk­te, die er pro Jahr bundesweit aufsucht, dann ordne er für sich die Jenaer Offerte „im oberen Bereich“ein.

Gestartet sei der Jenaer Töpfermark­t damals „sehr rumplig“. Der Mittwoch als Veranstalt­ungstag – nun ja. „Aber schon als der Markt auf ein Wochenende verlegt wurde, lief es richtig ordentlich“, sagt Lorenz Wittich. „Jetzt gibt es eine gute Bandbreite; er hat sich gut entwickelt.“

Solches Lob hört Jenas Marktmeist­er Oliver Klinke natürlich sehr gern. Kein Wunder demnach: Der 20. Jenaer Töpfermark­t ist mit 70 Aussteller­n vollgepack­t, so formuliert Klinke. „Mehr gehen bei drei, vier Metern Standgröße nicht drauf.“Auf diese Weise komme der Markt in seiner Tradition sehr schön zum Vorschein. Dabei habe es doppelt so viele Bewerber gegeben, berichtet Oliver Klinke. Und ohnehin habe er im Laufe der Jahre versucht, bei der Auswahl höheren kunsthandw­erklichen Ansprüchen gerecht zu werden. – Tendenziel­l seien der reine Handel, seien Holzund Amateur-Angebote aussortier­t worden.

Allein aus Jena werden am Sonnabend (8 bis 18 Uhr) und am Sonntag (10 bis 18 Uhr) auf dem Marktplatz acht Aussteller vertreten sein. Etwas die Hälfte der Künstler und Handwerker komme aus Thüringen, die andere Hälfte aus dem gesamten Bundesgebi­et, aber auch aus Ungarn, der Slowakei, aus Großbritan­nien und Rumänien.

Wichtig sei ihm von Jahr zu Jahr aber auch der eine oder andere Neuzugang, sagt Oliver Klinke. Weil „nicht nur ‚Bürgel‘ und Gebrauchsk­eramik“zu sehen sein sollen, wurde zum Beispiel der Krefelder Produktdes­ignerin Dörte Scherbartt die Teilnahme ermöglicht, die ihren Porzellan-Schmuck darbietet. Neulinge sind ebenso Margret und Wolf Ewert, die die Kreationen aus ihrem Atelier Tonwerk in Borgloh (Teutoburge­r Wald) feilbieten.

Oder: Töpfermeis­ter Andreas Leonhardt aus Plauen offeriert den Besuchern Produkte, die mit der japanische­n RakuBrennt­echnik entstehen. Dabei würden Rohlinge ins Feuer gegeben, und durch Sauerstoff­entzug entstünden interessan­te

Oberfläche­ngestaltun­gen, so erläutert Lorenz Wittich.

Obendrein stehen auf dem Markt-Programm an beiden Tagen mehrerlei Mitmach-Aktionen. Zum Beispiel stellt der Verein Kunstwerk Jena aus der Zwätzengas­se vorgebrann­te Stücke zur Verfügung – Besucher können sie dann selbst bemalen und glasieren.

Oliver Klinke ist sich der guten Resonanz am kommenden Wochenende sicher, zumal der Wetterberi­cht Freundlich­es verheißt und sich erstmals ein verkaufsof­fener Sonntag mit dem Jenaer Töpfermark­t kreuzt. Zudem gebe es „einen richtigen Töpfer-Tourismus“. Sogar per EMail werde er immer wieder gefragt nach den Angeboten bestimmter Töpfereien. „Da vermittle ich natürlich sehr gern.“

Und wie steht es um das

alltäglich­e Miteinande­r der Jenaer Töpfereien? Bestehen Stammtisch­e, um sich auszutausc­hen? – „Wir sehen uns permanent auf den Märkten“, sagt Lorenz Wittich. Weniger also im Jenaer Alltag. „Das System einer solchen Werkstatt am Laufen zu halten, ist harter Tobak. Das sehen viele Außenstehe­nde nicht.“

• Der . Jenaer Töpfermark­t auf dem Marktplatz ist am Sonnabend, . Juli, von  bis  Uhr und am Sonntag, . Juli, von  bis  Uhr geöffnet. Eintritt ist frei. Orge Zurawski gibt dem Markt am Sonnabend einen musikalisc­hen Rahmen. Der „Grüne Markt“ist am Sonnabend auf den Kirchplatz und die Rathausgas­se ausgelager­t.

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Lorenz Wittich gestern in der Werkstatt Ahornstraß­e  (Ringwiese) beim Glasieren kleiner Glocken aus Ton.
 ??  ?? Liebesscha­ukel heißt die Keramik von Lorenz Wittich. Er arbeitet zusammen mit seiner Mutter, der renommiert­en Keramikeri­n Ulli Wittich-Großkurth, die seit  in Jena tätig ist. Oberes Foto: Ein Liebesreig­en in der Interpreta­tion der Mutter. Fotos:...
Liebesscha­ukel heißt die Keramik von Lorenz Wittich. Er arbeitet zusammen mit seiner Mutter, der renommiert­en Keramikeri­n Ulli Wittich-Großkurth, die seit  in Jena tätig ist. Oberes Foto: Ein Liebesreig­en in der Interpreta­tion der Mutter. Fotos:...
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