Thüringische Landeszeitung (Jena)
Selbst glasieren auf Töpfermarkt
20. Auflage am Wochenende in Jena ist mit 70 Ausstellern restlos ausgebucht
JENA. Lorenz Wittich muss es wissen. Er führt in der Ringwiese die Töpferwerkstatt seiner als Keramikerin international renommierten Mutter Ulli-Wittich-Großkurth seit vielen Jahren weiter. Und natürlich hat er das Werden und Wachsen des Jenaer Töpfermarktes miterlebt, dessen 20. Auflage der städtische Eigenbetrieb Jenakultur am kommenden Wochenende ausrichtet. Vergleicht Lorenz Wittich nach rein kaufmännischen Gesichtspunkten die 17 Töpfermärkte, die er pro Jahr bundesweit aufsucht, dann ordne er für sich die Jenaer Offerte „im oberen Bereich“ein.
Gestartet sei der Jenaer Töpfermarkt damals „sehr rumplig“. Der Mittwoch als Veranstaltungstag – nun ja. „Aber schon als der Markt auf ein Wochenende verlegt wurde, lief es richtig ordentlich“, sagt Lorenz Wittich. „Jetzt gibt es eine gute Bandbreite; er hat sich gut entwickelt.“
Solches Lob hört Jenas Marktmeister Oliver Klinke natürlich sehr gern. Kein Wunder demnach: Der 20. Jenaer Töpfermarkt ist mit 70 Ausstellern vollgepackt, so formuliert Klinke. „Mehr gehen bei drei, vier Metern Standgröße nicht drauf.“Auf diese Weise komme der Markt in seiner Tradition sehr schön zum Vorschein. Dabei habe es doppelt so viele Bewerber gegeben, berichtet Oliver Klinke. Und ohnehin habe er im Laufe der Jahre versucht, bei der Auswahl höheren kunsthandwerklichen Ansprüchen gerecht zu werden. – Tendenziell seien der reine Handel, seien Holzund Amateur-Angebote aussortiert worden.
Allein aus Jena werden am Sonnabend (8 bis 18 Uhr) und am Sonntag (10 bis 18 Uhr) auf dem Marktplatz acht Aussteller vertreten sein. Etwas die Hälfte der Künstler und Handwerker komme aus Thüringen, die andere Hälfte aus dem gesamten Bundesgebiet, aber auch aus Ungarn, der Slowakei, aus Großbritannien und Rumänien.
Wichtig sei ihm von Jahr zu Jahr aber auch der eine oder andere Neuzugang, sagt Oliver Klinke. Weil „nicht nur ‚Bürgel‘ und Gebrauchskeramik“zu sehen sein sollen, wurde zum Beispiel der Krefelder Produktdesignerin Dörte Scherbartt die Teilnahme ermöglicht, die ihren Porzellan-Schmuck darbietet. Neulinge sind ebenso Margret und Wolf Ewert, die die Kreationen aus ihrem Atelier Tonwerk in Borgloh (Teutoburger Wald) feilbieten.
Oder: Töpfermeister Andreas Leonhardt aus Plauen offeriert den Besuchern Produkte, die mit der japanischen RakuBrenntechnik entstehen. Dabei würden Rohlinge ins Feuer gegeben, und durch Sauerstoffentzug entstünden interessante
Oberflächengestaltungen, so erläutert Lorenz Wittich.
Obendrein stehen auf dem Markt-Programm an beiden Tagen mehrerlei Mitmach-Aktionen. Zum Beispiel stellt der Verein Kunstwerk Jena aus der Zwätzengasse vorgebrannte Stücke zur Verfügung – Besucher können sie dann selbst bemalen und glasieren.
Oliver Klinke ist sich der guten Resonanz am kommenden Wochenende sicher, zumal der Wetterbericht Freundliches verheißt und sich erstmals ein verkaufsoffener Sonntag mit dem Jenaer Töpfermarkt kreuzt. Zudem gebe es „einen richtigen Töpfer-Tourismus“. Sogar per EMail werde er immer wieder gefragt nach den Angeboten bestimmter Töpfereien. „Da vermittle ich natürlich sehr gern.“
Und wie steht es um das
alltägliche Miteinander der Jenaer Töpfereien? Bestehen Stammtische, um sich auszutauschen? – „Wir sehen uns permanent auf den Märkten“, sagt Lorenz Wittich. Weniger also im Jenaer Alltag. „Das System einer solchen Werkstatt am Laufen zu halten, ist harter Tobak. Das sehen viele Außenstehende nicht.“
• Der . Jenaer Töpfermarkt auf dem Marktplatz ist am Sonnabend, . Juli, von bis Uhr und am Sonntag, . Juli, von bis Uhr geöffnet. Eintritt ist frei. Orge Zurawski gibt dem Markt am Sonnabend einen musikalischen Rahmen. Der „Grüne Markt“ist am Sonnabend auf den Kirchplatz und die Rathausgasse ausgelagert.