Thüringische Landeszeitung (Jena)
Der Dreiklang ertönt bald wieder
Milda weiht am Sonnabend die beiden neuen Glocken mit einem Festumzug ein – Einläuten zur Kirmes
MILDA. André Starke atmete vergangene Woche tief durch. Geschafft, der Guss ist gelungen. Nach einer Woche zwingender Ungewissheit – eine neu gegossene Glocke muss ruhen – rief die Gießerei in Karlsruhe an und bestätigte: Die beiden neuen bronzenen Stücke für die Mildaer Kirche können aufgehangen werden.
Für den kleinen Ort nahe Jena ist das ein großes Ereignis. Seit 1944 befindet sich nur noch eine kleinere Glocke im Kirchturm. Die beiden anderen wurden zu Kriegszeiten eingefordert und vermutlich eingeschmolzen. „Es gibt kaum noch jemanden, der sie gehört hat“, sagt Starke.
Der Kirchenälteste hat federführend mit anderen aktiven Mitgliedern im Ortschaftsrat der Kirchgemeinde Magdala für Spenden bei der Neubeschaffung geworben. Benefizkonzerte wurden veranstaltet, fast 10 000 Euro spendeten allein die Einwohner in Milda.
Nach gut zwei Jahren der Anstrengung ist das Ergebnis am Wochenende sichtbar: Milda feiert am Sonnabend die Einweihung der Glocken. Ab 8.30 Uhr beginnt der Festumzug durch den Ort. Die Glocken werden auf einen geschmückten vierspännigen Pferdewagen gestellt. „Nach und nach können sich die Dorfbewohner anschließen“, sagt Starke. Nach der Einsegnung auf dem Dorfplatz folgt der technisch aufregendste Teil: Die Glocken werden mit einen Kran in den Kirchturm bugsiert.
Am morgigen Donnerstag erst wird die Spedition aus Karlsruhe mit den Glocken nach Milda fahren. 20 Mildaer waren selbst beim Guss dabei. „Obwohl man nicht sehr viel sieht, war es spannend“, sagt Brunhild Herold vom Ortschaftsrat. Der Feuerwehrverein Milda unterstützt das Festprogramm tatkräftig. Am Sonnabend speisen die Mildaer zusammen auf dem Dorfplatz, organisiert von Vereinsmitgliedern. Eine Woche darauf, zur Kirmes, werden die Glocken auch erstmals läuten.
Auch der Feuerwehrverein plant am Sonnabend, 5. August, einen Umzug durch das Dorf – „mit Pferdewagen und Band“, sagt Nadine Kettwig vom Verein. Später tanzt sich die Kirmesgesellschaft ein. Und der Erlös bei einem gemeinsamen Mittagessen im Festzelt kommt zu Teilen den Glocken zugute. Denn noch fehlen etwa 1000 Euro. Insgesamt 37 000 Euro mussten investiert werden, ein Großteil ist über die Kurt-Lange-Stiftung aus Bielefeld zusammengekommen. „Und seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens“, steht auf der großen neuen Glocke geschrieben. „Eine schöne Inschrift“, sagt Nadine Kettwig. Ein Zeichen für den Frieden, erklärt Starke, an die auch die Mildaer durch den Klang der Glocke jetzt erinnert werden. Jeweils zum Wochenende, bei Veranstaltungen und Sterbefällen sind eine oder mehrere Glocken zu hören. André Starke hat dafür eine neue Läuteordnung geplant. Das Läuten selbst bleibt Handarbeit. 13 Mildaer werden sich abwechseln. „Da kann man nichts falsch machen“, sagt Sigurd Schorcht. Einmal Schwung holen und los geht‘s.