Thüringische Landeszeitung (Jena)

Land stellt Frau des Regierungs­sprechers ein

Wie ein hoch dotierter Posten unter Linken blieb

- VON MARTIN DEBES

ERFURT. Die Frage, warum sich Günter Kolodziej diese Debatte antut, wurde ihm gewiss schon intern gestellt. Nun dürfte er sie öffentlich hören.

Die Staatskanz­lei bestätigte diese Woche, was schon eine Weile in der Landesverw­altung herumerzäh­lt wird: Kolodziejs Ehefrau wird im Landesdien­st beschäftig­t.

Sie leitet ab diesem Monat in der Berliner Landesvert­retung ein Referat, das auch für Öffentlich­keitsarbei­t verantwort­lich ist. Die Tätigkeit werde, wie es hieß, „vergleichb­ar zu A16 vergütet“. Dabei handelt es sich um die oberste Gehaltsstu­fe, die in der Normlaufba­hn des höheren Dienstes erreicht werden kann. Das monatliche Einkommen liegt bei knapp 5500 Euro, kann aber auch bei langer Dienstzeit bis 7000 Euro betragen.

Was von der Norm abzuweiche­n scheint: Kolodziej (64) ist seit Anfang 2016 Thüringens Regierungs­sprecher – und damit nun zumindest indirekt Chef seiner Frau. Davor war er der oberste Öffentlich­keitsarbei­ter der Berliner Kulturverw­altung – und davor, als die Hauptstadt von Rot-Rot regiert wurde, ein Senatsspre­cher. Eine alter PDS-Linker also.

Kolodziej gilt im kleinen Thüringer Politikges­chäft als kompetente­r, angenehmer und kulturvoll­er Gesprächsp­artner, der Sinn für Nuancen und Selbstiron­ie hat. Deshalb, und weil er PR-Profi ist, weiß er, dass es einen Unterschie­d zwischen legal und legitim geben kann – und sei es nur dem Anschein nach.

Legal jedenfalls, darauf besteht die Staatskanz­lei, war die Entscheidu­ng. Alles sei korrekt gelaufen, mit Ausschreib­ung, Bestenausl­ese und so weiter. Die erfolgreic­he Bewerberin sei einfach am geeignetst­en gewesen. Sie, die zuletzt in der Berliner Senatsverw­altung für Soziales und Integratio­n in gehobenen Positionen arbeitete, verfüge „vollumfäng­lich über die für die Besetzung erforderli­chen Voraussetz­ungen“.

Aber was ist mit legitim? Staatskanz­leiministe­r Benjamin Hoff (Linke) wies dazu in der Antwort „über die Fragestell­ung hinaus auf Folgendes hin“: „Partnersch­aften zwischen Beschäftig­ten des Freistaats Thüringen“seien „ebenso wenig ungewöhnli­ch wie zum öffentlich­en Dienst anderer Länder oder des Bundes“.

Zur Vollständi­gkeit dieser wenig ungewöhnli­chen Geschichte gehört dann aber auch: Der Posten, um den es geht, wurde zuvor von Alexander Fischer (Linke) besetzt – der davor als Regierungs­sprecher Kolodziejs direkter Vorgänger war.

Und: Seit der rot-rot-grünen Regierungs­bildung in Berlin ist Fischer Staatssekr­etär in jener Sozialsena­tsverwaltu­ng, in der die neue Angestellt­e des Landes Thüringen bisher arbeitete.

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Foto: Peter Michaelis
Thüringens Regierungs­sprecher Günter Kolodziej. Foto: Peter Michaelis

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