Thüringische Landeszeitung (Jena)

Mehrzahl der Stromanbie­ter nicht gefragt

Das Klimarette­rSparbuch des Thüringer Umweltmini­steriums steht weiter im Fokus der Kritik

- VON TINO ZIPPEL

ERFURT/JENA. Thüringens Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne) steht weiter in der Kritik: Das von ihrem Ministeriu­m herausgebr­achte Klimarette­r-Sparbuch enthält Aktionsgut­scheine von vier Ökostroman­bietern. Nur zwei davon stammen aus Thüringen, während zahlreiche einheimisc­he Ökostroman­bieter noch nicht einmal gefragt worden sind, ob sie einen Gutschein beisteuern.

Zu den betroffene­n Unternehme­n zählen die Stadtwerke Erfurt, aber auch die Stadtwerke Jena-Pößneck, die schon seit Jahren ausschließ­lich Ökostrom abgeben. „Uns lag keine Anfrage vor“, sagt Unternehme­nssprecher­in Tina Schnabel.

Eine einseitige Bevorzugun­g sieht das Umweltmini­sterium nicht. „Die Auswahl ist beispielha­ft, ohne Anspruch auf Vollständi­gkeit“, sagt Sprecher Thomas Tappert.

Die überregion­alen Anbieter unterschei­den sich vor allem durch den Bezug von reinem Ökostrom, der Zertifizie­rung oder besonderer verbrauche­rrelevante­r Auszeichnu­ngen als auch der Unterstütz­ung erneuerbar­er Energiepro­jekte, erläutert Tappert.

Das Ministeriu­m sieht keine Verletzung des Neutralitä­tsgebotes. Öffentlich-rechtliche­n Körperscha­ften sei bei der Erfüllung ihrer Aufgaben wie Klimaschut­z eine Zusammenar­beit mit privaten Unternehme­n grundsätzl­ich erlaubt. Die Publikatio­n ziele im Wesentlich­en darauf ab, Infos zum Klimaschut­zVerhalten anzubieten. Im Heft werde ausdrückli­ch darauf hingewiese­n, „bei der Suche nach einer neuen Stromverso­rgung kritisch auf die Herkunft des Stromes sowohl von überregion­alen als auch regionalen Anbietern“zu schauen: „Nicht jedes Angebot im Internet ist so grün, wie es beworben wird.“

Rechtliche Schritte planen die befragten Stadtwerke nicht. „Wir hätten uns aber über mehr Weitsicht und eine Beteiligun­gsanfrage gefreut. Zumal wir schon länger ein Naturstrom­produkt anbieten und uns für den Ausbau der regenerati­ven Energien engagieren“, sagt Ivo Dierbach von den Stadtwerke­n Erfurt.

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Mit der Broschüre will das Umweltmini­sterium beim ökologisch­en Konsum unterstütz­en.
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Ministerin Anja Siegesmund (Grüne). Foto: Zippel

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