Thüringische Landeszeitung (Jena)

Musik und Raum verschmelz­en in Klosterkir­che zur Einheit

Rezension: Sinfonisch­es Konzert mit dem „collegium musicum halle“unter Leitung von Gerrit Prießnitz

- VON HANS LEHMANN

THALBÜRGEL. Im Programman­gebot des Konzertsom­mers in der Klosterkir­che Thalbürgel gibt es mitunter Momente, wo es ungemein schwierig ist im Nachhinein die richtigen Worte zu finden, um dem Erlebtem nahe zu kommen.

So geschehen beim Sinfonisch­en Konzert mit dem „collegium musicum halle“unter Leitung von Gerrit Prießnitz. Es begann mit der Sinfonie Nr. 11 in F-Dur von Felix Mendelssoh­n Bartholdy. Von seinem Lehrer Carl Friedrich Zelter angeregt, sucht sich der Junge im Alter zwischen zwölf und 14 Jahren dem sinfonisch­en Erbe zu widmen. Wie er sich in 5 Sätzen dem traditione­llen Formenkano­n mit ganz eigenen Ideen zu nähern sucht, es erweckt Staunen und verdient auch gegenwärti­g noch aufgeführt zu werden. Die Gäste aus Halle unter der Leitung von Prießnitz waren in Hochform.

Doch was darauf mit der Wiedergabe des „Einsamer Engel“Meditation für Violine und Streichorc­hester von Peteris Vasks (geb. 1946) folgte, es wurde zu einem Ereignis, wo Musik und Raum zu einer Einheit verschmelz­en. Der Solopart schwebt in selten zu erlebender Klanglichk­eit quasi über dem Orchester: Hymnus, Gebet, Lobgesang – die ans Traumhafte grenzende Tongebung der Geigerin Rosa Donata Sailer in den hohen Lagen zum mehr in den Tiefen agierenden Orchester führt die Hörer zu einem verinnerli­chendem Erleben sonderglei­chen.

Ähnliches geschieht nach der Pause mit mehr aktivieren­dem Charakter bei der Wiedergabe von „Vox Amoris- Stimme der Liebe“- Fantasie für Violine und Streichorc­hester ebenfalls von Peteris Vasks, 2009 komponiert. Thematisch kommt es zu einer Reihe von Episoden mit mancherlei Steigerung­en und von der Solistin in einer Art Kadenzen virtuos gelöst. Am Ende Riesenbeif­all für die Ausführend­en: Solistin, Dirigent und Orchester.

Besonderer Dank an den anwesenden Komponiste­n.

Welche Ehre: Lettlands gegenwärti­g berühmtest­er und über die Landesgren­zen hinaus hoch gefeierter Komponist zu Gast in Thalbürgel.

Die abschließe­nde Wiedergabe der Sinfonie Nr. 12 in D-Moll des jungen Mendelssoh­n rundete mit ihren drei an Aktionen reichen Sätzen klassische­n Formates diesen ungewöhnli­chen Konzertabe­nd, wo sich das Publikum am Ende nur schwer zu lösen vermochte.

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Foto: Jens Kalaene
Die Klosterkir­che St. Maria und St. Georg in Thalbürgel. Foto: Jens Kalaene

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