Thüringische Landeszeitung (Jena)
Abstraktes Denken muss trainiert werden
Das 50. Jubiläum der Zeitschrift „Die Wurzel“führte im Volksbad Jena Wissenschaftler aller Generationen zusammen
JENA. „Eine von der Begeisterung für die Schönheit unseres Faches getragene Parallelstruktur zur Fakultät für Mathematik und Informatik“, so adelte Dekan David J. Green am Sonnabend die Arbeit von Wurzel, dem Verein zur Förderung der Mathematik an Schulen und Universitäten.
Der Mathematikprofessor überbrachte namens der Friedrich-Schiller-Universität die Glückwünsche zum Jubiläum 50 Jahre Mathematikzeitschrift „Die Wurzel“. Und ließ sich, ohne auf die Uhr zu schauen, im Anschluss an sein Grußwort zum Veranstaltungsauftakt über den gesamten Nachmittag hinweg in den Bann abstrakter Denkmodelle ziehen, mit denen Fachkollegen gemeinsam mit jungen Absolventen und Studierenden sowie mathematisch ausgebildeten Praktikern aus der Wirtschaft ungelösten Phänomen auf die Spur zu kommen suchen.
Elias Wegert, Professor an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg, entführte mit visualisierendem Farbenzauber in die „Wunderwelt der komplexen Funktionen“.
Im zweiten Fachvortrag konfrontierte Hans-Dietrich Gronau aus Rostock das Auditorium unter anderem mit „harten Nüssen“, die Teilnehmer internationaler Mathematikolympiaden zu knacken hatten. Der gerade in den Ruhestand getretene Wissenschaftler hat im Ehrenamt quasi sein ganzes Leben mit der Organisation von nationalen und internationalen Mathematikolympiaden verbracht. Sein Credo, in Mathe sei es wie im Sport, wer erfolgreich ist, möchte weitermachen, verfolgt im Grunde auch der Wurzel-Verein. Er richtete die Feierlichkeiten im Volksbad aus, die am Abend mit einem gemütlichen Beisammensein in der „Noll“ausklangen. Anlass bot die Gründung der Schülerzeitschrift im Jahre 1967. Studenten der damaligen Sektion Mathematik hatten die Publikation aus der Taufe gehoben. In einer vom jungen Vorstandsmitglied Lucas Geitel moderierten Podiumsdiskussion gingen mit Klaus Fischer, Renate Wahl, Hans-Gerd Leopold, Veronika Griebel, Waltraud Fischer, Stefan Posselt, André Große und Gerhard Richter Vertreter verschiedener Epochen auf eine unterhaltsam Zeitreise durch 50 Jahre Wurzel. Bestückt mit Mathematikaufgaben, die über die Anforderungen des normalen Schulstoffes hinausgingen, für Jugendliche lebendig und interessant aufgemacht, wurde die Wurzel an Jenaer Schulen verteilt.
Zielgruppe waren Talente, die man schon zuvor in Arbeitsgemeinschaften und Spezialistenlagern gefördert hatte. Das Prinzip trägt bis heute, immer wieder von nachfolgenden Studentengenerationen weitergeführt. Das freute besonders die Macher der ersten Stunde. Hansgeorg Meißner, Klaus Fischer, Rainer Wackernagel und Norbert Kuse waren gekommen und genossen sichtlich die gute Stimmung in der stetig gewachsenen, generationenübergreifenden WurzelFamilie. Der Wurzelverein gründete sich im Oktober 1990 und setzte nach der Wende lückenlos die Arbeit fort, die im Januar 1967 mit der ersten Ausgabe der Wurzel-Zeitung begann. Mit der Zeitschrift, den regelmäßigen Schülerakademien und anderen Aktivitäten bewege sich der Verein derzeit in sicherem Fahrwasser, zog der Vereinsvorsitzende Thomas Fischer namens der 22 Mitglieder die Bilanz aus den Jahren seit der Vereinsgründung.
Man sei gut vernetzt, könne auf 217 fördernde Mitglieder sowie die Unterstützung aus Politik und Wirtschaft bauen, nahm er sich Zeit für Danksagungen. Er würdigte ausdrücklich das hohe ehrenamtliche Engagement und lud jedermann ein, sich mit Textbeiträgen oder anspruchsvollem Knobelspaß an der inhaltlichen Gestaltung kommender Ausgaben zu beteiligen.
Die Wurzel erscheint monatlich, aktuell mit einer Auflage von 1000 Exemplaren sowie digital. „Eine Leistung, die bei ihm „Ehrfurcht auslöse“, nahm Frank Schenker Bezug auf die Verbreitung im gesamten deutschsprachigen Raum und darüber hinaus. Der Dezernent für Familie, Bildung und Soziales verband mit der Gratulation das Angebot, um finanzielle Unterstützung nachzusuchen. Gemeinsam mit der Wirtschaft engagiere sich die Stadt Jena für mathematisch-naturwissenschaftliche Bildung und sei an exzellentem Nachwuchs interessiert.
Prinzip Wurzel trägt bis heute
Wurzelverein mit guter Vernetzung
• Die Wurzel – Zeitschrift für Mathematik ist im Internet zu finden unter www.wurzel.org