Thüringische Landeszeitung (Jena)
Werner beinhart
Über das Ende der Hexenjagd auf den Stürmer
Damit hätte er wohl selbst nicht gerechnet. Ausgerechnet dort, wo eine gekränkte FanSeele zurückgeblieben war, als er den VfB nach dem Abstieg 2016 verlassen hatte. Ausgerechnet dort, wo ein ähnlicher Schwall an Pfiffen wie drei Tage zuvor in Prag erwartet worden war. Ausgerechnet in Stuttgart, seiner Geburtsstadt, fand die Hexenjagd auf Timo Werner ein plötzliches Ende.
Wie jeder Stimmungswandel in dem schnelllebigen FußballGeschäft besaß auch dieser elementare Ursachen: die Spielfreude der Mannschaft, der 6:0Sieg über erschreckend schwache Norweger, die beiden Tore des Stürmers. Aber vielleicht war es auch die Demut, mit der der Leipziger Spieler nach seiner peinlichen Schwalbe gegen Schalke aufgetreten ist.
Man nahm es Werner ab, dass ihm der Täuschungsversuch im Dezember 2016 und vor allem die hanebüchenen Ausflüchte nach Spielschluss leid tun. Er ertrug die berechtigte Kritik ebenso wie die monatelangen Pöbeleien und Anfeindungen in den Stadien der Republik. Und das in einer Art und Weise, die beeindruckend war. Werner erwies sich als beinhart. Kein böses Wort kam über seine Lippen; stattdessen ließ er Taten sprechen. Und Tore. Es wäre naiv zu glauben, die Schmähungen und Pfiffe würden nun überall verstummen. Doch die Liebesbekundungen von Stuttgart könnten ein Anfang gewesen sein. Für Timo Werner eine Art Neuanfang.