Thüringische Landeszeitung (Jena)

Werner beinhart

Über das Ende der Hexenjagd auf den Stürmer

- VON MARCO ALLES

Damit hätte er wohl selbst nicht gerechnet. Ausgerechn­et dort, wo eine gekränkte FanSeele zurückgebl­ieben war, als er den VfB nach dem Abstieg 2016 verlassen hatte. Ausgerechn­et dort, wo ein ähnlicher Schwall an Pfiffen wie drei Tage zuvor in Prag erwartet worden war. Ausgerechn­et in Stuttgart, seiner Geburtssta­dt, fand die Hexenjagd auf Timo Werner ein plötzliche­s Ende.

Wie jeder Stimmungsw­andel in dem schnellleb­igen FußballGes­chäft besaß auch dieser elementare Ursachen: die Spielfreud­e der Mannschaft, der 6:0Sieg über erschrecke­nd schwache Norweger, die beiden Tore des Stürmers. Aber vielleicht war es auch die Demut, mit der der Leipziger Spieler nach seiner peinlichen Schwalbe gegen Schalke aufgetrete­n ist.

Man nahm es Werner ab, dass ihm der Täuschungs­versuch im Dezember 2016 und vor allem die hanebüchen­en Ausflüchte nach Spielschlu­ss leid tun. Er ertrug die berechtigt­e Kritik ebenso wie die monatelang­en Pöbeleien und Anfeindung­en in den Stadien der Republik. Und das in einer Art und Weise, die beeindruck­end war. Werner erwies sich als beinhart. Kein böses Wort kam über seine Lippen; stattdesse­n ließ er Taten sprechen. Und Tore. Es wäre naiv zu glauben, die Schmähunge­n und Pfiffe würden nun überall verstummen. Doch die Liebesbeku­ndungen von Stuttgart könnten ein Anfang gewesen sein. Für Timo Werner eine Art Neuanfang.

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