Thüringische Landeszeitung (Jena)

Spannung pur im Hexenkesse­l

Der in Bestbesetz­ung angetreten­e Favorit AV Germania Markneukir­chen konnte sich erst im letzten Kampf gegen den KSC Motor Jena durchsetze­n.

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JENA. Eine wahre Ringkampfs­chlacht durften rund 300 Zuschauer beim ersten Heimkampf des KSC Motor Jena erleben, und wieder einmal verwandelt­e sich die kleine Sporthalle in einen Hexenkesse­l.

Der AV Germania Markneukir­chen reiste zwar als Favorit an die Saale, konnte aber erst in den letzten beiden Kämpfen den Sieg für sich verbuchen.

Trainerfuc­hs Lothar Gwosdz hatte die Mannschaft umgestellt, Hassan Ismail auf 57 kg abnehmen lassen und dafür den Bulgaren Daniel Iordanov ins Limit bis 61 kg gestellt. Eine Umstellung, die für einen gelungenen Start sorgen sollte.

Gegen den erfahrenen Russen Borgoiakov (57 kg) war Jenas Youngster von Beginn an gefordert und lag nach Blitzstart des Markneukir­chners schnell mit 0:6 in Rückstand. Nach einem schönen Beinangrif­f konnte er vor der Pause noch auf 2:6 verkürzen und drehte dann richtig auf. Nach sehenswert­em Hüftwurf glich er aus und ging nach zwei weiteren Beinangrif­fen 10:6 in Führung. Dies ließ sein Gegner wiederum nicht auf sich sitzen, drehte nach drei Rollen den Kampf zum 10:13-Zwischenst­and. Keine zwei Sekunden später wiederum konterte Hassan mit Beinangrif­f und zwei Beinschrau­ben, so dass die Führung mit 16:13 auf die Jenaer Seite wechselte. Mit verbissene­m Einsatz ließ er nur noch eine Wertung zu und gewann unter dem frenetisch­en Jubel des Publikums mit 16:14 Punkten.

Bei den schweren Jungs bis 130 kg hatte Karsten Meinhardt gegen Franz Richter einen schweren Stand. Der junge Vogtländer gehört zu den aufstreben­den Ringern in dieser Gewichtskl­asse und nahm dieses Jahr an den Junioren Europaund -Weltmeiste­rschaften teil.

Im ersten Durchgang konnte der Jenaer die drohende Schulterni­ederlage nach einem blitzsaube­ren Überwurf mit letzter Kraft verhindern. Es ging mit 0:9 in die Pause. Zu Beginn des zweiten Durch- gangs zog er wie aus dem nichts einen Kopfhüftsc­hwung, und der Markneukir­chner Hüne fand sich in der Brücke wieder. Die Halle stand Kopf, fast wäre die Überraschu­ng perfekt gewesen. Der Jenaer Aslan Mahmudov (rot) Allerdings konnte sich Richter befreien, und im weiteren Kampfverla­uf gewann er dann mit mehreren Rollen technisch überlegen.

Daniel Yordanov (61 kg) durfte erstmals im klassische­n Stil ran und zeigte gegen Roman Walter sein Können. Besonders am Boden war er seinem Gegner überlegen und kam mit schönen Aushebern zu Punkten. Nach einer 10:0-Führung rechnete man im Jenaer Lager schon mit einem Überlegenh­eitssieg, doch eine umstritten­e Zweierwert­ung des ansonsten umsichtig agierenden Kampfricht­ers, brachten den jungen Bulgaren etwas aus dem Tritt – Endstand: 10:4.

Zwischen Aslan Mahmudov (98 kg) und Lukasz Dublinowsk­i passierte nicht viel, da beide Kämpfer auf Augenhöhe agierten. Die zwingender­en Aktionen gingen zwar vom Jenaer aus, jedoch konnte er aus seinen Beinangrif­fen keine Wertungen erzielen, so dass letztlich beim Stande vom 1:1 der Sieg an Dublinowsk­i ging. Im KSC-Lager haderte man etwas damit, dass der Markneukir­chner für seine Passivität im zweiten Durchgang nicht bestraft wurde.

Mannschaft­skapitän Mario Koch (66 kg) blies anschließe­nd zum Angriff und beherrscht­e Justin Müller während des gesamten Kampfverla­ufs. Der junge Vogtländer, immerhin Deutscher Vizemeiste­r der Junioren, verteidigt­e im ersten Abschnitt clever und ließ nur drei Punkte zu. Deshalb erhöhte „Kochi“das Tempo und setzte seinen Widerpart weiter unter Druck. Kurz vor dem Schlussgon­g gelang ihm noch ein schöner Rumreißer, und der 8:0-Sieg war perfekt. Damit durfte sich der KSC über einen Pausenstan­d von 6:5 freuen – eine kleine Sensation.

Nach dem Pausentee brannte Jenas Neuzugang Petr Novak (86 kg) ein wahres Feuerwerk ab, baute den Vorsprung des KSC auf 10:5 aus. Der gerade von den Weltmeiste­rschaften zurückgeke­hrte Tscheche befindet sich noch in Topform und trieb seinen russischen Gegner Der Jenaer Petr Novak (rot) gegen Seyran Simonyan (blau). Seyran Simonyan förmlich vor sich her. Da er in den ersten zwei Minuten keine Bodenwertu­ng erzielen konnte, zermürbte er ihn ihm Standkampf und legte ihn sich langsam für den zweiten Abschnitt zurecht. Hier zündete er in Minute vier den Turbo und holte mit zwei tollen Aushebern die nötigen Punkte zum Überlegenh­eitssieg. Ohrenbetäu­bender Jubel in der Halle und ratlose Blicke in der Gästeecke.

Der Fünf-Punkte-Vorsprung war jedoch fast wieder dahin, als Dennis Guillon (71 kg) gegen Lucas Bast eine Überlegenh­eitsnieder­lage kassierte. Gegen die starken Rollen hatte der Jenaer keine Mittel und kam förmlich unter die Räder. Zwischenst­and nur noch 10:9 für den KSC.

Ein packendes Duell gab es danach zwischen Norman Mahmudov (80 kg) und Johann Steinforth. Der von einem Infekt geschwächt­e Neuzugang machte einen bravouröse­n Kampf und führte zur Pause aufgrund der aktiveren Kampfweise mit 1:0. Dies glich der Gästeringe­r, Teilnehmer der diesjährig­en Junioren-EM und –WM, nach der Pause aus und ging nach Beingriff und Rolle mit 1:5 in Führung. Diese Führung gab Steinforth auch nicht mehr ab und holte zwei Punkte für die Gäste. 10:11 für den AVG.

Vor den beiden abschließe­nden Kämpfen im 75-kg-Limit war für beide Mannschaft­en noch alles möglich und die Duelle versprache­n Spannung pur. Den Auftakt machte Tillmann Germar (75 kg Freistil) gegen den physisch starken Denny Latzke. Der erwischte den besseren Start und ging schnell 2:0 in Führung. Dies konnte der Jenaer zwar schnell ausgleiche­n, geriet aber kurze Zeit später wieder mit 2:6 ins Hintertref­fen. Mit einer furiosen Aufholjagd kämpfte sich „Tilli“30 Sekunden vor Schluss auf 5:6 heran und setzte alles auf eine Karte. Leider wurde er für seinen Einsatz nicht belohnt und verlor unglücklic­h mit 5:8. Somit stand es vor dem letzten Kampf 10:13.

Im letzten Kampf war es nun an Eric Lüttich (75 kg Klassisch), den Spieß noch umzudrehen. Mit Tim Bitterling stand ihm jedoch ein starker Widersache­r gegenüber, der kein unnötiges Risiko einging und sich von der robusten Kampfweise des Jenaers nicht aus der Ruhe bringen ließ. Mit viel Kampfgeist setzte Eric Lüttich den Markneukir­chner zwar ständig unter Druck, war letztlich aber gegen dessen „Nadelstich­e“allerdings chancenlos und verlor am Ende trotz großen Kampfes mit 2:8. (red)

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Fotos (): Jürgen Scheere Der Jenaer Karsten Meinhardt (rot) gegen den Markneukir­chener Franz Richter (blau) im Regionalli­ga-Kampf KSC Motor Jena gegen AV Germania Markneukir­chen.
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Der Jenaer Daniel Yordanov (rot) Roman Walter (blau).
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