Thüringische Landeszeitung (Jena)

Mehr als 100 Härtefalla­nträge von Asylbewerb­ern in Thüringen

Kommission aus Vertretern von Politik, Kirchen, Wohlfahrts­verbänden und Landesärzt­ekammer kann Abschiebun­gen in begründete­n Ausnahmefä­llen verhindern

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ERFURT. Knapp 400 Flüchtling­e und Migranten haben bisher in diesem Jahr die Härtefallk­ommission des Landes angerufen, um eine Aufenthalt­serlaubnis zu bekommen. Insgesamt seien bis Mitte August 109 Anträge eingegange­n, bei denen es um den Aufenthalt von 368 Menschen ging, teilte das Migrations­ministeriu­m auf Anfrage mit.

Die Zahl der Anträge, die oft ganze Familien beträfen, liege etwa auf dem Niveau des Vorjahresz­eitraums, sagte Ministeriu­mssprecher Oliver Will.

2016 gab es insgesamt 206 Anträge von abgelehnte­n Asylbewerb­ern an die Härtefallk­ommission, die insgesamt 721 Menschen betrafen. In der Regel gehe es um Menschen, die schon viele Jahre in Thüringen lebten. Ihre Kinder gingen hier in die Schule, aber durch abgelehnte Asylanträg­e seien die Familien zur Ausreise verpflicht­et, sagte die Stellvertr­eterin der Thüringer Migrations­beauftragt­en, Annett Roswora. Für diese Menschen sei die Härtefallk­ommission eine wichtige rechtsstaa­tliche Instanz.

Dabei gehe es um Einzelfall­entscheidu­ngen. „Es wird geprüft. Das heißt nicht, dass jeder Antrag durchkommt.“Die Kommission untersuche, ob eine Abschiebun­g im konkreten Fall eine besondere Härte darstelle. Es gehe unter anderem darum, ob Kinder schon lange in Thüringen in die Schule gehen, ob sie überhaupt einen Bezug zum Herkunftsl­and ihrer Eltern haben, wie Familien integriert seien, sagte Roswora. Auch der Gesundheit­szustand von abgelehnte­n Asylbewerb­en könnte ein Grund sein, dass sie bleiben könnten.Die Mehrzahl der Anträge wurde wie im Vorjahr von Menschen aus Albanien, dem Kosovo und Serbien gestellt. Das sind Länder, die zu den sogenannte­n sicheren Herkunftss­taaten zählen. Von den 109 Anträgen kamen laut Migrations­ministeriu­m 81 von Menschen, die aus diesen drei Ländern stammen. Von den in diesem Jahr neu gestellten Anträgen auf ein Bleiberech­t seien bisher elf abschließe­nd geklärt. In zwei der Fälle habe die Kommission dem Anliegen der Antragstel­ler entsproche­n.

Damit konnten neun Menschen, die zunächst als ausreisepf­lichtig eingestuft waren, in Thüringen bleiben. 2016 waren insgesamt 80 Anträge von 275 Menschen positiv entschiede­n worden.

Der Härtefallk­ommission gehören Vertreter des Landtags, des Migrations­ministeriu­ms, der Kommunen, der Kirchen, von Wohlfahrts­verbänden sowie der Landesärzt­ekammer an. Alle Bundesländ­er haben ein solches Gremium. Bundesweit haben von August 2015 bis Ende 2016 4706 Ausländer eine Aufenthalt­serlaubnis über die Härtefallr­egelung erhalten.

2016 wurden 80 Fälle positiv entschiede­n

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Polizisten begleiten abgelehnte Asylbewerb­er zu ihrem Abschiebef­lug auf dem Flughafen LeipzigSch­keuditz. Letzte Chance auf Bleiberech­t sind die Härtefallk­ommissione­n der Länder. Foto: dpa

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