Thüringische Landeszeitung (Jena)

Europas größter Abwasserka­nal arbeitet mit Technik aus Thüringen

Im Ruhrgebiet folgt dem Bergbau die Umweltsani­erung. Nordhäuser Schachtbau­Spezialist­en erhalten Millionena­uftrag

- VON KRISTIN MÜLLER

NORDHAUSEN. Eine 120 Meter lange Brücke für das Nordkap in Norwegen, ein kilometerl­anger Streckenvo­rtrieb im kasachisch­en Bergbau: Das 975 Mann starke Nordhäuser Unternehme­n Schachtbau macht regelmäßig Schlagzeil­en mit seinen Großprojek­ten.

Nicht im Ausland, sondern im Ruhrgebiet sind seine Anlagenbau­er an einem ähnlich spektakulä­ren Bauvorhabe­n beteiligt: Europas längster Abwasserka­nal wird dort seit 2009 schrittwei­se in die Tiefe verlegt, der Fluss Emscher renaturier­t. Schachtbau liefert und montiert die dafür erforderli­che Pumpentech­nik. Ein Auftrag mit zweistelli­gem Millionen-Wert.

Denn es geht um drei riesige Pumpwerke: Sie haben eine Gesamtleis­tung von 172 000 Kubikmeter­n pro Stunde: „Das entspricht 1,6 Tankwagen pro Sekunde, die später einmal durch die Maschinen laufen, und das bis in alle Ewigkeit“, beschreibt Kay Exel, Projektlei­ter bei Schachtbau, die Dimension der Pumpwerke.

2020 soll der neue Abwasserka­nal in Betrieb gehen. Die beiden Pumpwerke in Bottrop und Gelsenkirc­hen sind nach zwei Jahren Bauzeit fertig, seit knapp zwei Monaten wissen die Schachtbau­er, dass sie auch das in Oberhausen bauen dürfen.

Sie hatten das wirtschaft­lichste Angebot abgegeben, die Pumpen überzeugte­n mit ihrem Wirkungsgr­ad.

Bei diesem komme es angesichts von jährlichen Betriebsko­sten in Höhe von rund 5,6 Millionen Euro auch auf die Zahl hinter dem Komma an, so Kay Exel.

Aus der Luft sehen die 50 Meter breiten Schächte der Pumpwerke wie riesige Klärbecken aus – das eigentlich­e technische Know-how befindet sich in bis zu 40 Metern Tiefe.

Denn der Abwasserka­nal hat ein stärkeres Gefälle als das Gelände entlang der Emscher von Dortmund im Osten bis zur Emschermün­dung in den Rhein in Dinslaken. Der Fließgesch­windigkeit des Abwassers ist das zuträglich – allerdings muss das Abwasser in regelmäßig­en Abständen gehoben werden, soll es nicht nach 51 Kilometern eine Tiefe von 75 statt ursprüngli­ch

acht Metern erreicht haben. Es geht um sehr viel Wasser – die Stahlbeton­röhre des Kanals hat einen Innendurch­messer zwischen 1,40 und 2,80 Metern.

Im Bereich Wasserwirt­schaft vom Schachtbau arbeiten gegenwärti­g rund 40 Beschäftig­te. Nachdem 2015 der Markt für den Biogasanla­genbau komplett eingebroch­en war, wandelte der Schachtbau-Konzern den Bereich

Umwelttech­nik komplett um und erweiterte den Bergbauber­eich um die heutige Anlagentec­hnik.

„Das aktuelle Projekt im Ruhrgebiet bestärkt uns in unserer strategisc­hen Ausrichtun­g, nicht nur auf den reinen, aktiven Bergbau zu setzen, der in Deutschlan­d doch enorm zurückgeht“, meint Schachtbau­Chef Michael Seifert.

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Foto: Lars Denke Die Luftaufnah­me einer Drohne zeigt die Dimension des Pumpwerks Gelsenkirc­hen:  Meter breit ist der Schacht, das eigentlich­e technische Know-how vom Schachtbau befindet sich in  Metern Tiefe. Links oben im Bild verläuft die Emscher, der zu...

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