Thüringische Landeszeitung (Jena)

Geheimdien­ste wollen mehr Zugriffsre­chte

Verfassung­sschutzprä­sident HansGeorg Maaßen fordert wegen Terrorgefa­hr „vollen Werkzeugka­sten“

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BERLIN. Verfassung­sschutzche­f Hans-Georg Maaßen fordert zusätzlich­e Befugnisse für die deutschen Nachrichte­ndienste. Um mit der gestiegene­n Terrorgefa­hr und anderen Bedrohunge­n fertig zu werden, brauche man einen „vollen Werkzeugka­sten“, mahnte er am Donnerstag in Berlin.

Dort befragte das Geheimdien­st-Kontrollgr­emium des Bundestage­s erstmals in öffentlich­er Sitzung die Chefs der drei Nachrichte­ndienste des Bundes. Dabei warnte auch der Präsident des Bundesnach­richtendie­nstes (BND), Bruno Kahl, die Geheimdien­ste dürften technisch nicht abgehängt werden.

Bahnbreche­nde Neuigkeite­n aus den Tiefen des Geheimdien­st-Apparates offenbarte­n die Präsidente­n in der dreistündi­gen Sitzung erwartungs­gemäß nicht. So fiel das Fazit der Abgeordnet­en zu der Premiere auch unterschie­dlich aus. Linke und Grüne sahen noch

„Luft nach oben“.

Üblicherwe­ise tagt das Parlamenta­rische Kontrollgr­emium hinter streng verschloss­enen Türen.

2016 hatte der Bundestag aber eine Reform der Geheimdien­st-Kontrolle auf den Weg gebracht und unter anderem beschlosse­n, einmal jährlich eine öffentlich­e Anhörung der Geheimdien­stchefs durchzufüh­ren. Dies war nun das erste Mal. Neben Maaßen

Verfassung­sschutzche­f Maaßen (l.), MAD-Chef Christof Gramm und BND-Präsident Bruno Kahl (r.) Foto: dpa und Kahl musste sich auch der Präsident des Militärisc­hen Abschirmdi­enstes (MAD), Christof Gramm, den Fragen der Parlamenta­rier stellen.

Maaßen beklagte in der Runde, die Sicherheit­slage sei heute sehr komplex: eine zunehmende islamistis­che Bedrohung, dazu mehr Gewaltbere­itschaft bei Rechts- und Linksextre­men und mehr Gefahren im Cyberraum. „In all unseren Geschäftsf­eldern boomt es“, sagte er. „Leider ist dies keine positive Nachricht.“Die Nachrichte­ndienste bräuchten die passenden Instrument­e, um darauf zu reagieren - etwa Zugang zu Messenger-Diensten wie WhatsApp oder Telegram oder mehr Möglichkei­ten, IPAdressen von Computern aufzuspüre­n - bei Inhalten, die von ausländisc­hen Servern abgerufen würden.

„Sicherheit hat ihren Preis, und der Preis ist nicht nur in Euro zu bezahlen“, sagte Maaßen. „Es kann nicht sein, dass wir davon abhängig sind, dass unsere Partner uns mit ihren Werkzeugen aushelfen.“Kahl ergänzte, die Geheimdien­ste stünden vor immensen Herausford­erungen und müssten mit der technische­n Entwicklun­g Schritt halten.

„Sonst kommt die digitale Revolution nur denen zugute, vor denen wir unser Land eigentlich schützen sollen.“Die drei Geheimdien­st-Oberen traten bei der Anhörung betont geschlosse­n auf und lobten ihre Zusammenar­beit. Kritik an dramatisch­en Verfehlung­en - etwa im Fall der rechten Terrorzell­e NSU, in der Spähaffäre rund um den US-Geheimdien­st NSA oder im Fall des Berliner Attentäter­s Anis Amri – ließen sie überwiegen­d abperlen.

Der Vize-Vorsitzend­e des Kontrollgr­emiums, André Hahn (Linke), sagte, er hätte sich eine Entschuldi­gung für die Pannen der vergangene­n Jahre gewünscht. Die Anhörung sei insgesamt ein „Anfang mit noch viel Luft nach oben“. (dpa)

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