Thüringische Landeszeitung (Jena)

Scholl-Preis geht an Hisham Matar

Ehrung für Autor und sein Buch „Die Rückkehr“

-

MÜNCHEN. Für ein Buch über die Suche nach seinem in Libyen verscholle­nen Vater erhält Hisham Matar den Geschwiste­r-Scholl-Preis 2017. „Die Genauigkei­t, mit der Hisham Matar über Gespräche berichtet, in denen so viel ungesagt bleiben musste, schlägt den Leser in den Bann“, heißt es in der Begründung der Jury für den mit 10 000 Euro dotierten Preis des bayerische­n Börsenvere­ins des Deutschen Buchhandel­s und des Kulturrefe­rats der Stadt München. Er soll nach Angaben vom Donnerstag am 20. November verliehen werden.

Matar, Sohn libyscher Eltern, wurde 1970 in New York geboren. Er wuchs in der libyschen Hauptstadt Tripolis auf und nach der Emigration seiner Familie in Kairo. Als er 20 Jahre alt war, verschwand sein Vater, ein Geschäftsm­ann und ehemaliger Diplomat. Der hatte eine Partisanen­truppe gegen den Diktator Muammar al-Gaddafi geleitet und wurde entführt. Erst Jahre später habe die Familie erfahren, dass er im Abu-Salim-Gefängnis in Tripolis war.

In seinem Buch „Die Rückkehr. Auf der Suche nach meinem verlorenen Vater“berichtet Matar, wie er 2012 nach der libyschen Revolution dort seinen Vater suchte. Es gab zwar die Vermutung, dass er 1996 einem Massaker im Gefängnish­of zum Opfer fiel, später soll er aber doch noch lebend gesehen worden sein.

Das Buch zeuge von der überwältig­enden Widerstand­skraft des menschlich­en Geistes und den Tugenden der Erinnerung, die dieser Erfahrung gerecht werden will: Beharrlich­keit, Sorgfalt und Vorsicht, befand die Jury weiter. Damit erinnere das Werk im weitesten Sinn an das Vermächtni­s der Geschwiste­r Scholl und sei geeignet, bürgerlich­e Freiheit sowie moralische­n und intellektu­ellen Mut zu fördern.

• Hisham Matar: Die Rückkehr. Auf der Suche nach meinem verlorenen Vater. Luchterhan­d Literaturv­erlag,  Seiten,  Euro

Newspapers in German

Newspapers from Germany