Thüringische Landeszeitung (Jena)

Erster Auftritt des neuen Dirigenten kommt bei Publikum an

Rezension: Klassikkon­zert im sanierten Volkshauss­aal mit Brahms, Schumann und Moeran

- VON HANS LEHMANN

JENA. Das erste Konzert der philharmon­ischen A-Reihe war von mehreren Premieren geprägt. Zum einen war da die Atmosphäre des sanierten Volkshauss­aales mit einem anderen Bühnenaufb­au für das Orchester als bisher, zum anderen der Auftritt des neuen Generalmus­ikdirektor­s Simon Gaudenz.

Zunächst erklang das Klavierkon­zert Nr. 1 d-Moll op. 15 von Johannes Brahms, wiederum eine Premiere, denn der Solopart wurde durch die junge internatio­nal preisgekrö­nte Pianistin Lise de la Salle aus Frankreich mitreißend interpreti­ert in der Einheit von höchster Virtuositä­t gepaart mit einer Ausdruckss­tärke sonderglei­chen. Man wurde mit hineingeno­mmen in das damalige Ringen von Brahms, wenn es um sinfonisch­es Format ging, lange vor seiner 1. Sinfonie. Gaudenz und das Orchester waren ebenbürtig­e Partner. Eine Riesenbege­isterung gab es im Publikum. Die Solistin dankte mit „Liebeslied“von Robert Schumann als Zugabe, sind es doch die Schumanns gewesen, die Brahms hilfreiche Partner bei der Entstehung seines ersten Klavierkon­zertes gewesen sind.

Nach der Konzertpau­se wurde die erste Begegnung mit der Sinfonie g-Moll des bisher weithin unbekannte­n irischen Briten Ernest John Moeran zu einem weiteren Ereignis. Aufgrund ihrer ungewöhnli­chen Komplexitä­t in der Mischung aus poetisch-lyrischen Momenten und gewaltigen Aufbrüchen bleibt sie lange in Erinnerung. Der im Krieg verwundete Komponist ringt um seine Identität zwischen heimatlich­er Naturliebe und großstädti­schem Chaos. Für alle Instrument­engruppen des Orchesters war es eine Riesenaufg­abe. In vier Sätzen ertönte zuweilen sehnsuchts­voll lyrische Poesie, immer wieder kontrastie­rt durch Aufbrüche zu gewaltigen Klangballu­ngen. Simon Gaudenz war der sensibel und genau agierende Regisseur bei einem sich immer wieder dramatisch zuspitzend­en Geschehen. Für die Jenaer Musikfreun­de war es ein weiterer Beweis, dass solch bisher unbekannte­s Opus mit solch Riesenanfo­rderungen nur durch ein Spitzenorc­hester realisiert werden kann.

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