Thüringische Landeszeitung (Jena)
Löw-Team löst mit einem 3:1 über Nordirland das WM-Ticket
Rudy, Wagner und Kimmich treffen für die Nationalmannschaft beim neunten Sieg im neunten Qualifikationsspiel
BELFAST. Das Bemerkenswerte nahmen jene, die es vollbracht hatten, dann doch mit geschäftsmäßiger Routine zur Kenntnis. Sie hatten ihren Job erledigt und als das mit dem Abpfiff in Belfast amtlich wurde, da waren Gesten allzu überbordender Freude eher kaum zu registrieren. Die Spieler der deutschen FußballNationalmannschaft hatten ja auch in den mehr als 70 Minuten davor ausreichend Zeit, sich an das Gefühl gewöhnen zu können. Das Gefühl, den neunten Sieg im neunten Spiel der Qualifikationsrunde einzufahren und mit erstaunlicher Souveränität die Teilnahmegenehmigung an der Weltmeisterschaft 2018 in Russland sicherzustellen. Ein Punkt gegen Nordirland hätte dazu genügt, doch ein Unentschieden hätte die makellose Bilanz befleckt. Und so bewerkstelligten die Männer von Bundestrainer Joachim Löw einen 3:1 (2:0)-Sieg, der schon früh auf den Weg gebracht worden war. Genau das war der Plan gewesen. Wie schon im Hinspiel.
Das 1:0 fällt schon nach 77 Sekunden
„Wir haben das Spiel kontrolliert und wenig Chancen zugelassen“, sagte Löw. „Bei Rudys Tor gab es nichts zu halten. Auch Wagners Treffer war richtig schön.“
Diese nordirische Mannschaft hatte seit vier Jahren kein Qualifikationsheimspiel mehr verloren und erst zwei Gegentreffer kassiert in dieser Qualifikation – eben jene zwei aus dem Hinspiel gegen die Deutschen. Aber beide Bilanzen wurden an diesem Abend beschädigt. Zunächst von der Präzision und Wucht Sebastian Rudys.
77 Sekunden waren gerade mal gespielt, als der Bayern-Profi einen recht brachialen Schuss aus 25 Metern in den Winkel des nordirischen Tores setzte. Ein kunstvoller Treffer, der die nordirischen Hoffnungen auf eine Überraschung früh zurechtstutzten und einen prominenten Platz in Rudys Karriere einnehmen wird, denn es war sein erster Treffer für das Nationalteam.
Sandro Wagner, überraschend anstelle von Lars Stindl als einziger Stürmer aufgeboten, besaß zwei weitere KopfballChancen, denen zunächst Torwart Michael McGovern (5. Minute) und etwas später der Pfosten im Wege stand (17.). Was ihm bis dahin versagt blieb, gelang dem, Hoffenheimer kurz danach. An der Strafraumgrenze drehte er sich um seinen Gegenspieler und traf ins Tor. Das beruhigende zweite Tor nach 21 Minuten. Für Wagner war es der vierte Treffer im vierten Länderspiel. Löw stand an der Seitenlinie und kurbelte mit dem rechten Arm eine imaginäre Maschine an. Weiter so, hieß das, nicht nachlassen.
Doch damit tat sich seine Mannschaft in der Folge etwas schwer. Sie bestimmte zwar mit hübschen Passfolgen das Geschehen, fand aber kaum mehr Eingang in den eifrig bewachten Strafraum. Nicht zufällig musste kurz vor der Halbzeit MarcAndré ter Stegen im deutschen Tor die ersten Bälle halten. Gegen Corry Evans verhinderte er den Anschlusstreffer (40.). Die ohnehin hüpfenden und singenden Fans auf der Tribüne begeisterte so viel Gefahr vor dem deutschen Tor fast grenzenlos.
So ganz viel ändert sich an diesem Bild auch zu Beginn der zweiten Halbzeit nicht. Der etwas unglückliche Müller setzte einen Kopfball knapp am Tor vorbei (50.), der sonst feinfühlige Toni Kroos einen freien Schuss von der Strafraumgrenze so weit über das Tor wie es sonst nur mit einem Kantfuß zu bewerkstelligen ist. All das dokumentierte, wie sich die Deutschen bisweilen auch mühten, wie sie Souveränität hergaben in diesem Spiel. Kimmich erhöhte in der 86. Minute für das deutsche Team noch auf 3:0. In der Nachspielzeit traf Josh Magennis für Nordirland zum 1:3.