Thüringische Landeszeitung (Jena)
Bayern München: Mit Heynckes zurück in die Zukunft
Der legendäre Trainer soll zum deutschen Rekordmeister zurückkehren. Noch fehlt die Zusage des 72Jährigen
MÜNCHEN. Es ist ja nicht so, als stünde Jupp Heynckes alleine da. Wer einmal beim Alter die Sieben vorne stehen hat, gehört noch lange nicht zum alten Eisen – ganz gleich, in welchem Genre er sich betätigt. Also kann sich Jupp Heynckes doch glatt mit 72 Jahren noch einmal in der Bundesliga und Champions League auf die Trainerbank des FC Bayern setzen, oder?
Zum vierten Mal wäre das der Fall, sollte Heynckes neuer Trainer der Münchener werden, was Bild und Kicker seit dem späten Mittwochabend vermelden. Der Umworbene hat inzwischen das Angebot bestätigt, aber noch nicht zugesagt: „Es ist noch nichts klar oder in trockenen Tüchern“, sagte Heynckes der Rheinischen Post. „Ich muss das Ganze zunächst mal analysieren. Schließlich sind viereinhalb Jahre vergangen, seit ich bei Bayern aufgehört habe, und der Fußball hat sich weiter verändert.“
Dass es der Rekordmeister trotz ausbleibender Bestätigung dieser überraschenden Personalie ernst meint, mit Heynckes bis zum Saisonende als Nachfolger von Carlo Ancelotti zu arbeiten, zeigt das Interesse an Peter Hermann. Der 64-Jährige, treuer Weggefährte Heynckes’, arbeitet erfolgreich als Assistent von Friedhelm Funkel bei ZweitligaSpitzenreiter Fortuna Düsseldorf und soll nach München gelotst werden. Wann sich Heynckes entscheiden will, hat er allerdings noch nicht verraten.
Es wäre sein viertes Engagement an der Säbener Straße. Nach 1987 bis 1991. Nach seinen fünf Spielen als InterimsNachfolger von Jürgen Klinsmann 2009. Nach der dritten Amtszeit von 2011 bis 2013, die mit dem Titel-Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League ein Ende fand.
Nun könnte, ja dürfte Heynckes am 14. Oktober gegen Freiburg wieder da sein. Ex-BVBTrainer Thomas Tuchel, 44 und von Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge präferiert, war in der Debatte nicht mehrheitsfähig vermittelbar. Jedoch ist Heynckes, für den Interims-Trainer Willy Sagnol Platz machen wird, eine Übergangslösung bis zum Sommer, ehe ein langfristiges Modell präsentiert werden soll. Womöglich Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann, 30, von Präsident Uli Hoeneß umschwärmt.
Vor Heynckes lägen bei einer Zusage gewaltige Strapazen. Fünf Punkte liegen die Münchener in der Liga hinter Spitzenreiter Borussia Dortmund zurück. Der Gruppensieg in der Champions League ist äußerst unwahrscheinlich geworden, im Achtelfinale droht ein schwieriges Los. Im Pokal geht es am 25. Oktober zu RB Leipzig, auch eine knifflige Aufgabe. Und die Mannschaft kommt gerade als ziemlich zersplittertes Gebilde daher. Doch gerade deshalb hat Heynckes, den geschickten Moderator, ja der Hilferuf des FC Bayern erreicht.