Thüringische Landeszeitung (Jena)
Glücklich, Fußball zu spielen
Erstklassig weiblich – die Frauen vom FF USV Jena: Amelia Pietrangelo, Neuzugang aus Kanada
JENA. „Als Stürmerin braucht man eine gehörige Portion Courage. So viele Chancen bekommt man zumeist nicht. Du musst entscheiden, den Zweikampf mit der Gegnerin aufzunehmen. Alle schauen auf dich. Und du musst natürlich im rechten Moment entscheiden, den Schuss aufs Tor abzudrücken“, sagt Amelia Pietrangelo. Die Kanadierin ist noch neu im Team der USV-Kickerinnen, aber ihr gelang am 9. September bereits ihr erstes Tor für den Jenaer Frauenfußball. „Ja, ich bin neu hier, aber ich fühle mich nicht neu. Ich fühle mich gut und sehr wohl in der Mannschaft.“Sie sei sehr optimistisch. Klar, der jetzige Tabellenplatz sei noch nicht optimal. Aber schließlich sei die Saison noch jung, alles sei offen.
Amy, wie sie von ihren Freunden genannt wird, hat erst im Juni den Vertrag in Jena unterschrieben. „Ich bin sehr glücklich mit dieser Entscheidung für Jena. Es war mein großer Traum, in der Bundesliga zu spielen. Und diesen Traum möchte ich jetzt leben.“Schon als Kind habe sie den Traum gehabt, einmal Profi-Fußballerin zu werden. Das sei speziell in Kanada ungewöhnlich für ein Mädchen.
Angefangen hat sie bereits mit vier Jahren. Sie sei ein sehr aktives Energiebündel gewesen. Deshalb hätten ihre Eltern mehrere Versuche unternommen, sie für einen Sport zu begeistern. Aber Gymnastik oder Eiskunstlaufen sei nicht ihr Ding gewesen. Aber Fußball, das war‘s, sagt die Laval, unweit von Quebec, geborene 24-Jährige. Folgerichtig trainierte sie schon als Kind in einem Fußballverein ihrer Heimatstadt. „Das war anfangs wirklich etwas für Kinder, ohne Schiedsrichter. Im Übrigen haben wir in Kanada schon als Kinder in reinen Mädchenmannschaften gespielt.“Im Alter von acht Jahren nahm sie dann auch an den ersten Meisterschaften teil für Mädchen. Nach der High School studierte sie in den USA Psychologie – und spielte dort bei den Rutger Scarlett Knights, in der Universitätsmannschaft. In den Ferien allerdings kickte sie für die Laval Comets in ihrer Heimatstadt. „Das ist eine Mannschaft, die nur während der Sommermonate aktiv ist. Alle Spielerinnen sind Studentinnen, die nur in den Ferien zu Hause sind“, erläutert Amy.
Nach dem Bachelor-Abschluss wollte sie sich dann ganz ihrem Sport widmen und versuchte sich zunächst in Italien im Profifußball. „Das lief aber nicht gut in Rom, die Mannschaft hatte massive Geldprobleme. Deshalb habe ich dann nach einigen Monaten im Januar 2016 die Möglichkeit genutzt, in die Schweiz zu gehen.“Freilich, in der Schweiz habe ihre Mannschaft, der FC Neunkirch, den Pokal gewonnen und die Meisterschaft. Aber eigentlich habe sie ihren Aufenthalt dort immer nur als Zwischenschritt betrachtet, als eine Art Sprungbrett für Deutschland. Sie sei sehr froh gewesen, als sie dann im Frühjahr dieses Jahres ein Probetraining in Jena absolvieren konnte und der Vertrag bald folgte. Sie selbst bezeichnet sich als torhungrige und offensive Spielerin, die kreativ ist und das jeweils aktuelle Spiel schnell versteht. Die Kreativität versteht sie als eine ihrer wichtigen Stärken. Jena sei für sie die perfekte Stadt. Neunkirch in der Schweiz sei sehr klein und auch ein wenig langweilig gewesen. Jena sei nicht riesig, aber sehr schön. Hier könne sie sich mit Freunden zum Kaffee treffen oder auch mal mit den Kolleginnen gemeinsam kochen. Allerdings bleibe nicht viel Zeit für Hobbys. Klar, sie lese gern. Aber nach dem täglichen Training komme sie nicht immer dazu. „Ich konzentriere mich auf meine Arbeit, das ist der Fußball.“- Über die Zukunft will sie sich derzeit noch keine Gedanken machen. Den Bachelor hat sie ja in der Tasche. „Ich lebe jetzt und bin glücklich damit, Fußball zu spielen. Habe lange gearbeitet dafür. Wenn der Tag kommt, an dem das nicht mehr so ist, dann ist es Zeit, über etwas anderes nachzudenken.“