Thüringische Landeszeitung (Jena)

Zu viele Betten

Einfacher Abbau ist auch keine Lösung

- VON SIBYLLE GÖBEL s.goebel@tlz.de

Es gibt keinen Grund, an der amtlichen Statistik zu zweifeln, wonach in Thüringen in den vergangene­n Jahren nur drei Viertel der rund 16 000 tatsächlic­h aufgestell­ten Klinikbett­en be

legt waren . Daraus aber die Schlussfol­gerung abzuleiten, dass Thüringen viel zu viele Klinikbett­en hat, wäre voreilig. Denn es wird immer wieder Situatione­n geben, in denen schlagarti­g sehr viele Menschen zur gleichen Zeit erkranken.

Die jüngste Grippewell­e war mit mehr als 16 000 im Labor bestätigte­n Erkrankung­en allein in Thüringen zwar eine besonders heftige. Doch schon in den vergangene­n drei Jahren, als nur jeweils etwa ein Drittel der aktuellen Fallzahl zu Buche stand, war zur Grippezeit die Lage in den Krankenhäu­sern angespannt. Und in diesem Winter galt das erst recht: Ohne die aktuelle Bettenkapa­zität wäre es zu einem Versorgung­snotstand gekommen – gerade in Thüringen, wo der Anteil älterer, mehrfach erkrankter Menschen besonders hoch ist. Nun sind die Klinikbett­en für die Krankenkas­sen einer der größten Kostenfakt­oren, weshalb es nur allzu verständli­ch ist, dass die Kassen weniger davon haben wollen. Oft flankiert von dem Argument, dass damit auch der Pflegenots­tand eingedämmt würde. Doch wirklich reduzieren lässt sich die Zahl der Klinikbett­en wohl erst, wenn es endlich gelingt, die Patienten besser zu verschiede­nen ärztlichen Angeboten zu steuern.

Wenn Grippekran­ke ohne gravierend­e Notlage zu ihrem Hausarzt statt in die nächste Notaufnahm­e gehen, so dass sie das Krankenhau­s weder personell noch räumlich in Anspruch nehmen, dann könnte man tatsächlic­h von einem Zuviel an Klinikbett­en sprechen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany