Thüringische Landeszeitung (Jena)
Grippewelle zeigt, dass alle Thüringer Klinikbetten nötig sind
Landesgesellschaft: Krankenhäuser haben Kapazitätsgrenze erreicht – 25 InfluenzaTote im Freistaat
ERFURT. Die Grippewelle hat die 38 Thüringer Akutkliniken an ihre Kapazitätsgrenzen gebracht. „Eine solche Situation wünscht man sich wirklich nicht jedes Jahr“, sagt Norbert Uhlenkamp, Vize-Chef der Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen, mit Blick auf die Saison.
Dass der Betrieb trotz des Patientenansturms und der Tatsache, dass auch viele Ärzte und Pflegekräfte erkrankten, überall aufrecht erhalten werden konnte, sei eine „organisatorische Meisterleistung“gewesen.
Die Situation sei derart extrem gewesen, dass auch Ärzte, die frei hatten, sowie Mediziner im Ruhestand aktiviert wurden. Trotzdem habe auf dem verbliebenen Personal deutlich mehr Arbeit gelastet als normal. Doch auch unter diesen Umständen hätten die Klinikleitungen sicherstellen müssen, dass nicht gegen das Arbeitszeitgesetz verstoßen wird, weil die Gewerbeaufsicht solche Verstöße ahndet. Hier wünsche sich die Krankenhausgesellschaft eine „unbürokratischere Vorgehensweise der Aufsichtsbehörden in Notsituationen“.
Engpässe seien vor allem in Bezug auf die Intensivbetten mit Beatmung entstanden, die für viele schwerkranke Patienten benötigt wurden. Einzelne Kliniken hätten deshalb zeitweise den Rettungsleitstellen, die Notfalleinsätze koordinieren, signalisieren müssen, dass es bei ihnen eng wird. Anders als in anderen Bundesländern, in denen die Rettungsdienste auf Krankenhäuser in Nachbarbundesländern ausweichen mussten, hätten aber in Thüringen umliegende Krankenhäuser Engpässe wettgemacht. Verschärft wurde die Situation oft noch dadurch, dass sich viele Influenza-Kranke nicht zuerst bei ihrem Hausarzt oder beim kassenärztlichen Notdienst vorstellten, sondern direkt die Notaufnahmen ansteuerten. Uhlenkamp: „Da Grippekranke isoliert werden müssen, band das auch erhebliche räumliche Kapazitäten.“
Aus Uhlenkamps Sicht hat die Grippesaison erneut gezeigt, dass die von den Krankenkassen regelmäßig angestoßenen Debatten um Bettenreduzierungen „völlig aus der Luft gegriffen sind“. Während der Grippesaison 2017/18 wurden in Thüringen 16 418 Fälle registriert, 1435 Patienten wurden stationär behandelt. 25 Erkrankte zwischen 54 und 96 Jahren verstarben.