Thüringische Landeszeitung (Jena)
Fake News gefährden Demokratie
Radiomacher Raue spricht im Landtag
ERFURT. Fake News sind eine Gefahr für die Demokratie. Sie untergraben und zerstören bewusst das Vertrauen in Politik, Medien und gesellschaftliche Akteure. Das sagt Stefan Raue, Intendant des Deutschlandradios, beim Auftakt der ersten Reihe gemeinsamer Ringvorlesungen von Thüringer Landtag, Universität Erfurt und Mediengruppe Thüringen. Die Debatten über die Fake News seien auch Ausdruck einer Legitimationskrise von Politik und Medien. „Häufig führt uns erst die Krise vor Augen, wie wenig selbstverständlich und fragil vieles ist. Über Vertrauen und Misstrauen denken wir meist erst gründlich nach, wenn es bereits zu Störungen und Problemen gekommen ist“, sagt der Redner. In den Mittelpunkt rückten die Kategorien „wahr“und „falsch“auch, weil vieles – wie etwa der Sieg Trumps, die Macht Putins, der Brexit oder die Mobilisierung des Rechtspopulismus – in Europa rätselhaft erscheine.
„Fake News verfälschen den demokratischen Diskurs, verstoßen gegen elementare Regeln von Transparenz und Ehrlichkeit, vergiften die Atmosphäre. Wesentlich ist die Sehnsucht nach Machtworten, Ansagen, einfachen Lösungen und autoritärem Durchgreifen. Sie erschüttern die Demokratie und ihren Wesenskern, den Pluralismus. Ihre Bekämpfung ist damit erste Bürgerpflicht“, so Raue.
Meist gehe es bei Fake News nicht vordergründig um die Lüge, sondern darum, bewusst zu zerstören und zu verunsichern. Dennoch dürften Medien nicht klein beigeben. Es gelte, immer weiterzumachen und den Dingen auf den Grund zu gehen, sagt Raue mit den Worten eines amerikanischen JournalistenKollegen. Die klassischen Leitmedien hätten bei vielen Menschen noch immer eine große Glaubwürdigkeit, die gelte es zu nutzen und durch gründliche und beharrliche Recherche immer wieder zu rechtfertigen. „Wichtige Bühne der Fake News ist das Internet – wer Fake News bekämpfen will, muss in die digitale Welt hineinwirken“, fordert der Intendant.