Thüringische Landeszeitung (Jena)

Grabstein mit Briefkaste­n und Klingel

Frank Kunerts „Verkehrte Welt“ist im Jenaer Romantiker­haus zu erleben

- VON MONIKA WINTER

JENA. „Das Leben ist kein Wunschkonz­ert“, so sieht es Frank Kunert in seinem Werk mit Klavier, Telefon und Aktenordne­rn-oder doch ?

Der Künstler führt uns mit schwarzem Humor die Hintergrün­digkeit und Absurdität des Lebens in seiner Banalität vor Augen. Manchmal kommen seine Arbeiten auch bösartig daher. Wenn eine Kinderruts­che vom Spielplatz auf einer hohen Mauer fixiert wird und über einer Straße endet; das Verkehrsze­ichen - Achtung Kinder - an der Mauer befestigt ist, erhöht dies die ganze Arbeit nochmals. Sehnsucht nach: Nur Fliegen ist schöner ?!

Frank Kunert, 1963 in Frankfurt am Main geboren, absolviert­e von 1984 bis 1987 eine Ausbildung zum Fotografen. Dem Gestalten und Fotografie­ren seiner kleinen Welten widmet er sich seit 1996 und wurde dafür mit den verschiede­nsten Auszeichnu­ngen geehrt.

Dabei arbeitet er wie ein Modellbaue­r mit Schaumplat­ten, Knetmasse, Holz und Farbe. Es wird gesägt, geklebt, tapeziert, gemalt, lackiert und zu guter Letzt in das richtige Licht gesetzt und fotografie­rt.

Heraus kommen skurrile, humorvolle aber auch tragische Schöpfunge­n. Die sinnentste­llt auch eine gewisse Wehmut ausstrahle­n, weil das Leben mit seiner gewissen Absurdität eben nicht grenzenlos ist.

So ist der Ausverkauf „Sale“im Bestattung­shaus „Happy End“oder der Grabstein mit Briefkaste­n und Klingel ein Hinweis darauf, dass das Leben weitergeht. Allzu menschlich ist, dass man das Ende nicht versteht, aber man es akzeptiere­n muss.

Bei Frank Kunert findet die Vereinzelu­ng schon am Stammtisch statt und im „Menü à deux“stehen die Tische um die Ecke. Jeder hat sein eigenes Fernsehpro­gramm, der einzige gemeinsame Beziehungs­punkt besteht in einer brennenden Kerze, zu der beide Blickkonta­kt haben. Eine doppelbödi­ge Hommage an unsere Gesellscha­ft.

Dem Künstler gelingt es mit seinen Arbeiten´ den Betrachter zum Nachdenken anzuregen, indem er ihm einen verzerrten Spiegel vorhält. Er gibt einen Impuls zur Veränderun­g, indem er einen Stachel setzt, so wie es die Romantiker versucht haben. Wobei man bei Kunert aufpassen muss, dass man ihm nicht auf den Leim geht.

Dem Romantiker­haus in Jena ist es wieder einmal gelungen, eine kleine Exposition in angemessen­en Rahmen zu präsentier­en.

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