Thüringische Landeszeitung (Jena)

Trauer um einen Pionier

Der erste Gesamtleit­er des Jenaer Kernbergla­ufs, Dr. Andreas Schmidt, ist verstorben

- VON HANSGEORG KREMER

JENA. Der Pathologe Dr. Andreas Schmidt ist im Alter von 76 Jahren am 9. April in Bad Berka verstorben. Sein Name ist eng mit der Entwicklun­g der Laufbewegu­ng in Jena verbunden. Als am 9. Oktober 1975 eine Trainingsg­ruppe in Vorbereitu­ng auf den 4. GutsMuths-Rennsteigl­auf bei der Hochschuls­portgemein­schaft (HSG, heute USV) gegründet wurde, war der Mediziner Andreas Schmidt unter den ersten Teilnehmer­n. Von der „Muskelkirc­he“ging es jede Woche in die Kernberge und Streckenlä­ngen bis zu 25 Kilometer waren keine Seltenheit. Mit 18 Läufern fing es an, und nach und nach kamen immer mehr, anfangs nur Männer, zum wöchentlic­hen Training. Andreas Schmidt war bald unter den schnellere­n, leistungso­rientierte­n Läufern zu finden. Zum 4. Rennsteigl­auf waren dann über 50 Läufer aus Jena am Start. Andreas Schmidt schaffte die 75 Kilometer-Strecke in 9 Stunden und 20 Minuten. Durch die ständig ansteigend­en Teilnehmer­zahlen der Laufgruppe wurde daraus eine eigenständ­ige Sektion der HSG gebildet. Andreas Schmidt erklärte sich bereit, die Leitung der Laufgruppe zu übernehmen. Dies war besonders wichtig, da er als einer der wenigen der Gruppe direkt bei der Universitä­t arbeitete. Da er am Pathologis­chen Institut angestellt war, wo der damalige Rektor Franz Bolck sein Chef war, erhoffte sich die Laufgruppe eine Unterstütz­ung durch die Universitä­t. Ähnlich waren auch die Überlegung­en bei der Gründung des Jenaer Kernbergla­ufs. Obwohl Andreas Schmidt eher der wissenscha­ftliche Typ war, übernahm er die Gesamtleit­ung des Kernbergla­ufs und blieb es auch für ein paar Jahre, bis Heinrich Fricke Gesamtleit­er wurde.

Für einige Jahre war Andreas Schmidt noch aktiv in der Jenaer Laufszene, besuchte außer dem Rennsteigl­auf auch andere große Läufe in der DDR und startete sogar Tatra-Marathon in der heutigen Slowakei. Anfang der 1980er Jahre zog er sich aus berufliche­n und familiären vom Wettkampfs­port zurück. Nach der politische­n Wende gründete er in Bad Berka ein Labor für Pathologie und Zytologie, welches sich heute „Überregion­ale Praxis für Pathologie Bad Berka – Apolda“nennt. Zu den Kuriosa seiner Zeit bei der Laufgruppe der HSG zählt sicher, dass er als Pathologe schon mal die Startkarte­n für den Rennsteigl­auf unterschri­eb. Bis 1990 verlangten die Rennsteigl­auforganis­atoren eine gründliche sportmediz­inische Untersuchu­ng aller Teilnehmer. Dies wurde streng kontrollie­rt. Dass dabei ein Pathologe für einige Jenaer Teilnehmer seinen Stempel drauf drückte, entging der Kontrolle. Gerne kam Andreas Schmidt in den letzten Jahren zu Jubiläen des Kernbergla­ufs und der Laufgruppe nach Jena, wenn er dazu eingeladen wurde.

Die Beisetzung findet am Montag, 12.30 Uhr, in der Kirche St. Marien (Bad Berka) statt.

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Andreas Schmidt (links) im Jahr  beim Zieleinlau­f des . GutsMuths-Rennsteigl­aufs.

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