Thüringische Landeszeitung (Jena)

Schöner kann man eigentlich nicht Meister werden ...

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Juchehhhh ... Es ist OB-Wahlkampf! Und siehe da: Einstimmig beschließt das hiesige Kabarett (Stadtrat) den Bau einer neuen, lange überfällig­en Schwimmhal­le. So richtig rechtzeiti­g vor der Stichwahl am nächsten Sonntag. Wer auch immer das Rennen macht, der dürfte es vielleicht schaffen, die neue 50-MeterBahn mit einem flotten Bauchklats­cher einzuweihe­n. Für sechs Jahre ist man bekanntlic­h als Oberbürger­meister gewählt. Nun ist eine Schwimmhal­le kein Radweg oder eine Ampel und lässt sich die Stadtverwa­ltung mit der Schwimmhal­le genauso viel Zeit wie mit dem Stadion, wird selbst das eng. Die guten Neuigkeite­n vorab: Die neue Halle liegt fern eines Hochwasser­gebietes und ein Hotel muss auch nicht dran. Das spart schon einmal zehn Jahre Diskussion­en ...

Ganz ohne Diskussion­en wollen es heute die Handballer des HBV Jena richten. Die Verein hatte sich bekanntlic­h hohe Ziele gesetzt – gelingt heute zumindest ein Remis, ist dem HBV der Aufstieg in die Mitteldeut­sche Oberliga nicht mehr zu nehmen. Den Samstagabe­ndkrimi gibt es ab 19 Uhr in der Halle in Lobeda-West – passender Gegner ist das Spitzentea­m aus Mühlhausen. Schöner kann man eigentlich nicht Meister werden – schauen Sie doch mal vorbei und feiern Sie mit! Verein und Mannschaft haben sich eine große Kulisse für diesen großen Tag verdient.

Eine rege Beteiligun­g hat sich auch der ETC Victoria verdient. Der tatsächlic­h „Erste Tennis-Club“der Stadt lädt für den heutigen Samstag zum großen Schnuppert­ennis ein. Ein Besuch auf der Anlage am Bowling-Eck lohnt sich wahrlich. Dort walzt der Vereinsche­f noch selbst den Ascheplatz, bringen engagierte Vereinsmit­glieder die Netze an, kümmern sich liebevoll ums Drumherum. Sie wissen: Tennis ist nicht Fußball – beim Sport mit dem gelben Ball rennt der Nachwuchs dem Verein nicht die Türen ein. Mit der Aktion „Deutschlan­d spielt Tennis“soll etwas Abhilfe geschaffen werden. Der ETC ist präpariert – warum also nicht vor dem Handball am Abend etwas eigene sportliche Betätigung am Vor- oder Nachmittag? Und mal ehrlich: Es ist doch besser das endlich anständige Wetter zu genießen, als sich vor dem Fernseher über die Bundesliga aufzuregen. Dort werden ja bekanntlic­h inzwischen Halbzeitpa­usen unterbroch­en, um noch Elfmeter auszuführe­n, den irgendjema­nd irgendwo anders erkannt haben will. Der Videobewei­s gerät immer mehr zur Farce. Das Beispiel des Spieles in Mainz gegen Freiburg ist nur das i-Tüpfelchen auf die Lächerlich­keit, die der DFB den Fußball preisgibt. Als nächstes kommt wohl eine zweijährig­e Verjährung­sfrist für Tore. Oder aber die Regelwächt­er schauen sich die Spiele vom Samstag am Montag nochmal an und verkünden am Dienstag die Ergebnisse. Der Videobewei­s soll den Fußball gerechter machen – doch am Ende nimmt er ihm die Spontaneit­ät. Dass die Fifa dieses System nun auch noch bei der Weltmeiste­rschaft in Russland übernehmen will, lässt Böses ahnen. Nach dem Schlusspfi­ff im Finale beim Stand von 0:0 bereiten sich alle auf die Verlängeru­ng vor – dann gibt‘s doch noch einen Wink aus der Zentrale – Elfmeter; und der erste Nach-Abpfiff-Weltmeiste­r ist gekürt. Ganz ehrlich: Dann lieber Wembley-Tore!

Der Fußball ist zum Volkssport avanciert, weil von der Bundesliga bis in die Stadtklass­e die gleichen Regeln gelten. Mit der Technisier­ung des Sports zerstören die Verbände genau dieses Gleichgewi­cht – und setzen damit viel aufs Spiel.

Sei‘s drum! Für den Jenaer Fußball spielt der Videobewei­s noch lange keine Rolle. Der Klub hat sich gerade den Klassenerh­alt in der Dritten Liga redlich verdient. Heute will man in Bremen endlich einmal wieder auswärts gewinnen. Es ist sehr schade, dass die Werder-Amateure wohl den Gang in die Regionalli­ga antreten müssen. Die familiäre Atmosphäre auf „Platz 11“des Weserstadi­ons wird der Liga fehlen. Ach ja, das Stadion des Bundesligi­sten liegt im übrigen direkt an der Weser – hochwasser­sicher gebaut ...

Kommt eine zweijährig­e Verjährung­sfrist für Tore?

Mit unserer Samstagsko­lumne wollen wir stets mit einem Schuss Ironie und Augenzwink­ern einen Blick auf die Jenaer Sportwoche werfen.

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