Thüringische Landeszeitung (Jena)
Krönung der Bullen
Rollstuhlbasketballer Thuringia Bulls gewinnen gegen LahnDill 85:52 und sind zum zweiten Mal deutscher Meister
ELXLEBEN. Als Alexander Halouski fünf Minuten vor Schluss zum 69:42 traf, nahmen die Gäste vom RSV Lahn-Dill nochmals eine Auszeit. Bereits da wusste wohl jeder in der Elxlebener Sporthalle Fit-In, das Spiel und die Saison ist entschieden. Erste Jubelgesänge wie „Deutscher Meister wird nur der RSB“, tönten durch die Halle. Minuten später war es soweit. Die Rollstuhlbasketballer Thuringia Bulls bezwangen den RSV Lahn-Dill eindeutig mit 85:52 und holten nach dem 81:46-Auswärtserfolg vor einer Woche den zweiten und entscheidenden Sieg in der Best-of-three-Serie.
Die Schlusssirene bekam Trainer Michael Engel gar nicht mehr richtig mit. André Bienek und Matt Scott gaben ihm noch während dem Spiel eine Getränkedusche. „Einfach geil, eine tolle Geschichte“, fasste der glückliche Manager Lutz Leßmann die zweite deutsche Meisterschaft nach 2016 zusammen.
Dass die Thüringer die Mannschaft aus Wetzlar auch im zweiten Spiel so dominieren würden, hatte wohl kaum jemand gedacht. „Lahn-Dill ist der FC Bayern München des Rollstuhlbasketball“, schätzte Engel den Gegner ein.
Die Bullen überzeugten auf der ganzen Linie, gerieten nie in Rückstand und hatten schon nach dem ersten Viertel (19:6) das erste Ausrufezeichen gesetzt. Mann des Spiels war Center Alexander Halouski, der mit 34 Punkten fast die Hälfte aller Bulls-Punkte erzielte. Auch Bundestrainer Nicolai Zeltinger nahm dies auf der Tribüne zur Kenntnis, der den gebürtigen Weißrussen bisher als einzigen Bulls-Spieler für die im August stattfindende Heim-Weltmeisterschaft in Hamburg nominierte – vom unterlegenen Gegner derweil vier vom Elfer-Kader.
Der Bundestrainer sah auch im zweiten Viertel überzeugende Bullen. Der sechsfache Champions-Cup-Sieger kam hingegen überhaupt nicht ins Spiel. „Jetzt macht doch mal einen rein“, schrie ein verzweifelter Gästefan in Richtung Parkett. Zur Pause musste der hessische Anhänger einen klaren 22:43-Rückstand hinnehmen. Auch in der zweiten Halbzeit gerieten die Fans der Gastgeber nur aufgrund der tropischen Temperaturen in der Halle ins Schwitzen. Die Spannung war längst raus, auch wenn die Gäste etwas besser ins Spiel kamen. Es wurde immer mehr ein Schaulaufen und eine Demontage des Rekordmeisters.
Trainer Michael Engel hatte hingegen Glück, dass seine Mannschaft die Finalserie am frühen Samstagabend beendete, und das es am Folgetag kein entscheidendes drittes Spiel gab: „Meine Schwiegermutter hat mich am Sonntag zum Essen eingeladen. Da habe ich der Mannschaft gesagt, wir geben unser Bestes. Zum Glück ist es aufgegangen“, sagte er und entging einem Gewissenskonflikt.
Für die Bullen ist die Saison noch nicht beendet. In zwei Wochen steht das Final Four des Champions Cups in Hamburg an. Im Halbfinale ist der Gegner ausgerechnet wieder der RSV Lahn-Dill.
Nächstes Ziel: Champions Cup