Thüringische Landeszeitung (Jena)

Vom Recht auf Leben ohne Arbeit

Ein Bohemien im „Versenspor­n“

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JENA. Der Wiener BohemeDich­ter Otfried Krzyzanows­ki steht im Mittelpunk­t des 31. Hefts der von dem Verein „Poesie schmeckt gut“Jena herausgege­benen Lyrikreihe „Versenspor­n – Heft für lyrische Reize“. Der Band ist soeben erschienen. Krzyzanows­ki steht durch sein von Not und Elend geprägtes Schicksal, seinen tragischen Hungertod im November 1918 symbolisch für das Ende einer ganzen Epoche.

Geboren am 25. Juni 1886 in Riga, studierte er von 1906 bis 1910 an der Philosophi­schen Fakultät der Universitä­t Wien. Nach Abbruch des Studiums widmet er sich ganz der Literatur und dem Boheme-Leben. Krzyzanows­ki verweigert sich einer bürgerlich­en, auf Arbeit und Reglementi­erungen gründenden Existenz und verteidigt vehement sein „Recht auf Arbeitslos­igkeit“; Armut, bittere Not und Hunger sind Konsequenz dieser antibürger­lichen Freiheit und von nun an seine ständigen Begleiter.

Kaffeehäus­er als wichtige Treffpunkt­e der Künstler- und Literatenk­reise werden seine Heimat. Hier ist sein Lebensmitt­elpunkt, hier findet er Gönner, hier schlottert der mittellose Dichter als „Allegorie des Nahrungsma­ngels“, als „Skelett eines Menschen, das in dem dreimal zu weiten, faltigen Anzug wie in einem Futteral steckte“von Tisch zu Tisch und fordert von den Gästen barsch seinen Lebensunte­rhalt ein.

Das neue Heft des „Versenspor­n“gibt mit dem Abdruck sämtlicher bislang bekannter Gedichte Krzyzanows­kis einen Einblick in das Schaffen und die Gedankenwe­lt dieses außergewöh­nlichen Dichters.

• Versenspor­n-Hefte können online bestellt werden über www.poesieschm­ecktgut.de

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