Thüringische Landeszeitung (Jena)
Thüringer mit Herz für Kroatien
Weimarer Clarsen Ratz gehört seit wenigen Wochen dem Kroatischen Weltkongress in Deutschland an
WEIMAR. Kroaten und Thüringer haben etwas gemeinsam. Sie seien, sagt Clarsen Ratz, Tüftler. „Das verbindet uns Thüringer wirtschaftlich mit Kroatien“, meint der Weimarer, der eine besondere Beziehung zu diesem Land hat, das er vor sieben Jahren kennengelernt hat.
Ratz gehört seit einigen Wochen dem Kroatischen Weltkongress in Deutschland an , der mit 45 Mitgliedsvereinen ein überparteilicher Dachverband für kroatische Vereine und Körperschaften in Deutschland ist. Überparteilich will auch Ratz, der FDP-Mitglied ist und in der Vergangenheit auch schon das CDU-Parteibuch hatte, sein Ehrenamt im Weltkongress angehen. „Die Wirtschaften Thüringens und Kroatiens sind mittelständisch geprägt und setzen auf Tourismus und auch die Landwirtschaft“, sagt er. Aus seiner Sicht passt das zueinander, um die Rahmenbedingungen für eine intensivere Kooperation von Thüringer Firmen mit kroatischen Unternehmen zu verbessern, aber auch Kooperationen in anderen Bereichen auszubauen. Ratz fragt: „Warum müssen wir stets nach Fernost schauen?“
Aus Sicht des Weimarers haben die Kroaten eine besondere Beziehung zu Deutschland. „Wer hier über die Straßen und Plätze geht, der kann das spüren“, sagt er. Dass Hans-Dietrich Genscher oder Helmut Kohl die Namensgeber für solche Wege und Plätze seien, es sei in Kroatien keine Seltenheit. Warum? Ratz sagt: „Genscher hat seinerzeit die Unabhängigkeit Kroatiens für Deutschland anerkannt als zweites Land in Europa.“
Neben Kroatien – der Thüringer lernte das Land 2011 bei einer Geschäftsreise erstmals selbst kennen und verweist auf zahlreiche Freundschaften, die sich in der Zeit entwickelt hätten – liegen ihm die Beziehungen zu einem anderen osteuropäischen Land, Bosnien-Herzegowina, ebenfalls am Herzen – wohlwissend um die Spannungen zwischen den beiden Ländern.
„Die Wirtschaft und die Jugend miteinander ins Funktionieren zu bringen, dass muss das Ziel sein“, sagt er. Die Hoffnung, dass auch von Thüringen Hilfe und Unterstützung dafür ausgehen könnte, hegt der Weimarer. Immerhin, so erklärt er im TLZGespräch, spreche die neue Thüringer Wirtschaftsstaatssekretärin Valentina Kerst ja immerhin kroatisch. Im kroatischen Weltkongress in Deutschland sieht Ratz seine Aufgabe darin, eine noch stärkere Vernetzung des Vereins zu schaffen, der sich als Interessenvertreter der Kroaten in Deutschland versteht. Er gehört dem sechsköpfigen Kongressausschuss an.
Wie die Vernetzung für und mit Thüringen aussehen könnte? „Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es in Thüringen einen Honorarkonsul für Kroatien wie auch für Bosnien-Herzegowina geben könnte“, sagt er. Ziel sei es, diese Struktur bis 2020 zu schaffen, um dauerhafte Gespräche und konkrete Vereinbarungen zu ermöglichen.