Thüringische Landeszeitung (Jena)
Breites Bündnis bei „Thüringen trägt Kippa“
Dem Aufruf von Martin Kranz gegen Israel und Judenfeindlichkeit folgen neben Politikern und Christen auch Vertreter der AhmadiyyaGemeinde – Mahngang am Mittwoch
ERFURT. Viel Zustimmung erreicht seit Samstag Martin Kranz: Der Macher der Thüringer Achava-Festspiele war – wie berichtet – zum Wochenende mit seiner Idee an die Öffentlichkeit gegangen, an diesem Mittwoch gegen Israel- und Judenfeindlichkeit zu demonstrieren – unter dem Motto „Thüringen trägt Kippa“. Unter denen, die am Wochenbeginn zusagten, mit dabei zu sein, sind Vertreter der Erfurter Ahmadiyya-Gemeinde. Auch die Uni Jena ist beteiligt.
Partner und Unterstützer der Solidaritätsaktion fand Kranz binnen zwei Stunden am Freitag zunächst in der Jüdischen Landesgemeinde, der Erfurter Staatskanzlei, der Landeshauptstadt, der Gedenkstätte Buchenwald und der Weimarer Musikhochschule „Franz Liszt“, im Verein Weimarer Dreieck, in
der Arbeitsgemeinschaft Kirche und Judentum, und im Erinnerungsort Topf & Söhne. Der Kreis dieser Partner und Unterstützer vergrößert sich seither ständig. Offenbar ist es vielen – und nicht nur den Vertretern von Politik und mit der Jüdischen Landesgemeinde eng verbundenen Institutionen – ein Bedürfnis, mit „Thüringen trägt Kippa“ein klares Zeichen gegen
Antisemitismus und Ausgrenzung zu setzen.
Kranz weiß, dass es auch in Thüringen Vertreter der Jüdischen Gemeinde gibt, die sich im Alltag nicht trauen, öffentlich Kippa zu tragen, weil sie Angriffe fürchten. Umso wichtiger sei diese Solidaritätsaktion, macht Kranz im Gespräch mit dieser Zeitung deutlich.
Inzwischen hat sich auch die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) der Initiative von Kranz angeschlossen. Vor dem Hintergrund zunehmender verbaler und körperlicher Gewalt gegen Israelis und Juden solidarisiere man sich mit der Aktion eines breiten gesellschaftlichen Bündnisses, teilte die EKM am Montag mit. „Es ist erschütternd, dass es in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder zu Übergriffen auf jüdische Mitbürger gekommen ist“, sagte Landesbischöfin Ilse Junkermann. Dagegen wolle auch die Kirche ihre Stimme erheben. „Wir dürfen nicht schweigen“, so die Landesbischöfin. Es gehe darum, ein klares Zeichen gegen Judenhass und Israelfeindschaft und gegen jede Form von Hass und Ausgrenzung
zu setzen. „Indem wir eine Kippa tragen, zeigen wir unsere Solidarität mit unseren jüdischen Mitbürgern“, unterstrich Junkermann.
Vor allem in Berlin gab es immer wieder gewalttätige Übergriff auf Kippa-Träger. Der jüngste Fall geschah am Prenzlauer Berg. Dabei war ein Israelis attackiert worden. Gegen einen mutmaßlichen Täter, der
Arabisch sprach und sich später stellte, wurde Haftbefehl erlassen.
Der Kirchenkreis der Landeshauptstadt ist ebenfalls bei „Thüringen trägt Kippa“mit dabei. „Wenn wir mit unseren jüdischen Mitbürgerinnen Chanukka feiern oder auf dem jüdischen Friedhof der Toten gedenken, tragen die Männer eine Kippa“, sagte der Senior des Kirchenkreises, Matthias Rein. Damit würden Verbundenheit und Respekt gegenüber den jüdischen Nachbarn und Freunden gezeigt. „Wir protestieren gegen alle Formen von Herabwürdigung und Angriffen gegenüber jüdischen Mitbürgern und ihrem Glauben sowie gegenüber Bürgern des Staates Israel in Deutschland“, so Rein.
„Es ist erschütternd, dass es in den vergangenen Monaten immer wieder zu Übergriffen auf jüdische Mitbürger gekommen ist.“Ilse Junkermann, Bischöfin der EKM
„Wir – und damit meine ich die Zivilgesellschaft – stellen uns gegen Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung in diesem Land.“Martin Kranz, Achava Festspiele
• „Thüringen trägt Kippa“am morgigen Mittwoch, Erfurt, . Uhr Mikwe hinter der Krämerbrücke – von dort geht es zur Synagoge der Jüdischen Landesgemeinde