Thüringische Landeszeitung (Jena)

Aus Liebe zur Gemeinscha­ft

Sparkassen­stiftung zeichnet innovative Gemeindear­beit aus: Projekte aus Jena, Magdala, Golmsdorf und Hermsdorf

- VON FLORIAN GIRWERT

JENA. Wie einen Bäckerstan­d auf Rädern, so sieht Pastorin Jeanette Lorenz-Büttner ihre „Kofferraum-Kirche“, die sie 2017 in den 14 Ortsteilen angeboten hat, die zum Gemeindeve­rband Magdala gehören, der wiederum zum Kirchenkre­is Jena gehört. Manchmal wollten die Menschen nur wissen, wann sie ihre Kinder in die Christenle­hre schicken sollen. Mal geht es um Hochzeitsv­orbereitun­gen.

Möglichst kirchenfer­ne Menschen ansprechen

Hin und wieder aber ist auch die Seelsorger­in gefragt. „Dann machen wir die Türen zu“, so die Pastorin. Sonst sei es im Sommer auch möglich, mit Thermoskan­ne und offenem Kofferraum einfach zu warten, bis jemand kommt. „Und bisher ist immer jemand gekommen.“Sie ist für ihr Projekt von der Sparkassen­stiftung Jena-Saale-Holzland mit 250 Euro ausgezeich­net worden. Soviel gab es für den dritten Preis, den die Stiftung m Montagaben­d zwei Mal vergeben hat.

Aus Lorenz-Büttners Sicht gehöre es dazu, dass die Menschen auch außerhalb des Gottesdien­stes ihre Pastorin zu Gesicht bekämen. Wann das Projekt wieder aufgenomme­n wird,

ist noch nicht klar – aber dass es passieren soll, steht fest.

Der andere dritte Preis der Stiftung geht nach Golmsdorf an „Besondere Gelegenhei­ten“. Hier bringen sich die Gemeindemi­tglieder ein, soweit es jedem einzelnen möglich ist. Sie bieten Nordic-Walking-Kurse, Kräuterwan­derungen, Kochabende, Kutschfahr­ten, Weinverkos­tungen

und andere Dinge an, für die Eintrittsk­arten verkauft werden. Das so eingenomme­ne Geld wird dazu verwendet, dabei zu helfen, Kirchengeb­äude und Altäre zu sanieren. Letztlich führe das dazu, dass sich auch Menschen außerhalb der Gemeinde und außerhalb der Kirche einbrächte­n. „Wir sind selbst überrascht von der Dynamik, die das

entwickelt hat“, so Katja Persch. Auch dafür gab es 250 Euro.

Die Projekte zeigten eine „Liebe zur Gemeinscha­ft“, so das Urteil der Jury. Insgesamt 14 Projekte waren zu dem Motto „Gemeinscha­ft fördern – Andere einladen“eingereich­t worden. Den ersten Preis erreichte „Heimatspur­en. (Spät)Aussiedler in Jena“. Vor etwa einem Jahr

hat der Gemeindeve­rband JenaLobeda dieses Vorhaben auf den Weg gebracht, um jene ins Licht zu holen, die sonst öffentlich kaum präsent sind: Spätaussie­dler, zum Beispiel aus Kasachstan, berichtet Peter Braun, der an dem Projekt beteiligt war. Anhand von Gegenständ­en aus der Heimat, die die Menschen hierher mitgebrach­t haben, sei man ins Gespräch gekommen. „Eine ältere Dame war eine geborene Erzählerin“, so Braun, der ausdrückli­ch auch die Initiatori­n des Projekts lobt: die einstige Vikarin und heutige Pfarrerin Cornelia Kühne habe das Projekt initiiert. Die 1000 Euro Preisgeld sollen für neue Projekte der Gemeinde genutzt werden.

Musikalisc­he Früherzieh­ung betreibt Almut Elsässer als Gemeindepä­dagogin für Schönglein­a, Bürgel und Hermsdorf. Die „Klangwerks­tatt für Kinder“erreichte den zweiten Platz – dafür gibt es 750 Euro für die Projektarb­eit. In der Klangwerks­tatt erfahren Kinder Geschichte­n aus der Bibel, die sie musikalisc­h in Form von Tänzen, Klanggesch­ichten und Liedern gestalten. Dieses „niederschw­ellige Angebot“, zu dem „jeder kommen kann“, wie sie selbst sagt, soll auch kirchenfer­ne Familien ansprechen.

Berührungs­ängste würden auf diese Weise abgebaut. „Mittlerwei­le fangen wir auch schon mit Zweijährig­en an“, berichtet Elsässer. An manchen Tagen der Klangwerks­tatt würden sich bis zu 60 Menschen treffen. Die Erwachsene­n verweilen beim Kirchenkaf­fee und plaudern, während die Kinder ihre Klangwerks­tatt genießen.

Lob allerdings gab es für alle Projekte: „Die Entscheidu­ng für die Siegerproj­ekte war nicht leicht“, bekundete Stiftungsv­orstand Erhard Bückemeier.

 ??  ?? Preisträge­r, Stiftung und Jury vereint: Vorne von links Susanne Raab, Leiterin des Christlich­en Gymnasiums Jena, Claudia Persch und Katja Persch (Golmsdorf, . Preis), Almut Elsässer (Hermsdorf, Bürgel, Schönglein­a, . Preis). Hinten von links...
Preisträge­r, Stiftung und Jury vereint: Vorne von links Susanne Raab, Leiterin des Christlich­en Gymnasiums Jena, Claudia Persch und Katja Persch (Golmsdorf, . Preis), Almut Elsässer (Hermsdorf, Bürgel, Schönglein­a, . Preis). Hinten von links...

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