Thüringische Landeszeitung (Jena)
Über Grundwerte
Universität sendet wichtiges Signal
Vom muslimischen Antisemitismus bis hin zum Antisemitismus, der in der Mitte der Gesellschaft verwurzelt ist: Der Skandal ist, dass wir über Judenfeindlichkeit in diesem Land diskutieren müssen. Dass sich die Bundesregierung auf einen AntisemitismusBeauftragten einigte, wirkt fast wie ein gesellschaftlicher Offenbarungseid. Wenn Israelis und Juden verbal oder körperlich angegriffen werden, weil sie Kippa tragen, dann sind alle Menschen angegriffen: Ein Zeichen der Gemeinsamkeit und Solidarität setzen will eine Aktion am Mittwoch in Erfurt. Unter dem Titel „Thüringen trägt Kippa“treffen sich alle um 10.30 Uhr an der Erfurter Mikwe, dem Ritualbad, bei der Krämerbrücke. Die FriedrichSchillerUniversität Jena (FSU) unterstützt diese Aktivität. „Wir solidarisieren uns mit dieser Aktion“, sagt der Präsident der FSU, Walter Rosenthal, „da Internationalität und Weltoffenheit Grundwerte der Universität sind, für die wir einstehen. Daher lehnen wir auch jede Form von Gewalt oder Diskriminierung ab.“Wer nicht nach Erfurt kommen könne, sollte aus Solidarität am Mittwoch sichtbar eine Kippa tragen und so ein wichtiges Zeichen setzen, wünscht sich Rosenthal. Auch in Jena kann man sich solidarisieren: Es geht um die Grundwerte dieser Gesellschaft. In Berlin wurde vor wenigen Tagen ein Israeli mit einem Gürtel angegriffen – mutmaßlich deshalb, weil er eine Kippa getragen hat. Die Kopfbedeckung männlicher Juden signalisiert Gottesfurcht und Bescheidenheit vor Gott.