Thüringische Landeszeitung (Jena)
Ehefrau stellt sich hinter Lauinger
Untersuchungsausschuss: CDUObmann spricht von guter Inszenierung – Klassische Rollenverteilung im Ministerhaushalt
ERFURT. Es geht auf 19 Uhr zu, als Dieter Lauinger (Grüne) vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags private Einblicke gewährt. Er müsse etwas gestehen, dass an eine klassische traditionelle Rollenverteilung erinnere, sagt der Justizminister. Aber es sei tatsächlich so, dass die Fragen, die Schule und Kinder betroffen hätten, die ganzen Jahre „in der primären Verantwortung meiner Frau lagen“.
Natürlich habe man über die Idee, dass sein Sohn ins Ausland wollte, in der Familie gesprochen. Und dann habe seine Frau gesagt: „Na, dann kümmere ich mich mal drum.“Und wenn sie ihren Schritt getan habe, habe sie ihn informiert. „Aber ich war aktiv an keinem dieser Schritte beteiligt“, betont Lauinger.
Der Ausschuss soll klären, ob der Minister im Zusammenhang mit dem Auslandsaufenthalt seines Sohnes sein Amt missbraucht hat.
Der Filius war für den mehrmonatigen Neuseeland-Trip von einer vorgeschriebenen Prüfung freigestellt worden. Die sogenannte Besondere Leistungsfeststellung (BLF) müssen Gymnasiasten ablegen, um von der 10. in die 11. Klasse versetzt zu werden. Seit dem Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium im Jahr 2002 sieht die Thüringer Schulordnung zwingend vor, dass Gymnasiasten den Realschulabschluss erwerben müssen, um beim möglichen Scheitern des Abiturs nicht nur über ein Hauptschulzeugnis zu verfügen.
Im Jahr 2015 hat sich Lauinger nach eigenen Angaben um die Vorbereitung der Reise seines Sprösslings nicht weiter gekümmert – auch weil er wegen des Höhepunkts des Flüchtlingsstroms in Thüringen beruflich so eingespannt gewesen sei. Das erste Gespräch habe er im Sommer 2016 gehabt, als er und seine Frau in die Schule einbestellt worden seien und ihnen dort mitgeteilt worden sei, dass ihr Sohn kein Zeugnis erhalte. Dass Lauinger später viele
Hebel in Bewegung setzte, um dies zu verhindern, hat ihm und der rot-rot-grünen Koalition den Untersuchungsausschuss eingebrockt – und führte gestern auch dazu, dass seine Frau vor dem Gremium erscheinen muss. Sie ist bereits am frühen Nachmittag an der Reihe und stellt sich hinter ihren Ehemann.
Die Bewertung der Aussage von Katrin Lauinger durch den CDU-Obmann fällt indes wenig schmeichelhaft aus: „Die ersten 45 Minuten waren gut inszeniert und gelernt“, sagt Jörg Geibert über die Darstellung der 49-Jährigen. Die Gespräche mit der Schule habe sie alleine geführt, sagt die gelernte Physiotherapeutin. „Das habe zu 100 Prozent ich begleitet, in dieser Phase.“Sie habe ihm lediglich mitgeteilt, dass die Schule zugestimmt hat: „Irgendwo zwischen Tür und Angel am Abendbrottisch.“
Geibert sagt, die Ausführungen der Zeugin hätten auf ihn wie „eingeübt“gewirkt. Sie sei nicht so unbedarft. Immerhin habe sie auf seine Nachfrage einräumen müssen, dass bereits ihre Tochter zuvor einen Auslandsaufenthalt absolviert habe.
Für Frau Lauinger jedoch sind beide Fälle nicht vergleichbar, weil ihre Tochter nach der 10. Klasse zunächst die BLF ablegte und dann für ein ganzes Jahr ins Ausland ging.
Auch der Schulleiter der katholischen Edith-Stein-Schule, wo der Lauinger-Sohn gerade Abi macht, sagt aus. In dem Bescheid, den er dem Ministerehepaar zukommen ließ, um sie über die Genehmigung der Reise des Sohnes zu informieren, findet sich ein nicht unerheblicher Fehler. Dort zitiert er aus den Durchführungsbestimmungen zur Thüringer Oberstufe am Gymnasium und schreibt von einem „längeren“Auslandsaufenthalt. In den Bestimmungen ist allerdings ausdrücklich ein „ganzjähriger“Auslandsaufenthalt als Voraussetzung für die Befreiung von der BLF die Rede. Ein kleiner, aber feiner Unterschied.
„Ich würde es so nicht wieder tun“, gesteht der Schulleiter.
„Das habe zu 100 Prozent ich begleitet.“Katrin Lauinger