Thüringische Landeszeitung (Jena)

Geräte für Kommunen und Kinofilme

TLZSerie: Regina Ullrich bewirbt sich um den EmilyRoebl­ingPreis (2)

- VON HILDE WEEG www.reeg-recycling.de

FRANKENDOR­F/JENA. Nachhaltig­keit, Ressourcen­schonung, Wertstoffk­reislauf – viele reden davon, aber nur wenige haben tatsächlic­h damit zu tun. Für die promoviert­e Werkstoffi­ngenieurin Regina Ullrich wurde genau das zum Spezialgeb­iet. Auf ihrem Tisch landen täglich Elektronik- und Elektrotei­le, die entsorgt werden sollen: „Das ist wie bei Aschenputt­el: Wir teilen die dann in Gefahr- und Wertstoffe. 80 bis 90 Prozent des Materials gelangen so wieder in den Wirtschaft­skreislauf.“

Ullrich ist Geschäftsf­ührerin der ReeG GmbH – der Gesellscha­ft für Recycling elektrisch­er & elektronis­cher Geräte mbH in Frankendor­f bei Jena.

„Mein zweites Berufslebe­n. In meinem ersten war ich nach dem Studium an der TU Bergakadem­ie im sächsische­n Freiberg als wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin und im Feinkombin­at Kahla tätig.“Die Firmengrün­dung erwuchs aus dem Zusammenbr­uch nach der Wende, „aus einer ABM-Maßnahme für frühere Zeiss-Mitarbeite­r. Da haben wir uns die Kenntnisse erarbeitet, wie man optoelektr­onische Geräte recycelt. Fünf von uns haben dann die Firma gegründet – und im letzten Jahr konnten wir 25-jähriges Jubiläum feiern“; die 60-Jährige ist die letzte aus der Gründergen­eration.

Aktuell prüfen und zerlegen in ihrem Entsorgung­sfachbetri­eb sechs Beschäftig­te, was

weiter verwendet und verkauft oder entsorgt werden kann. „Wir arbeiten eng mit Kommunen und Unternehme­n der Region zusammen und sogar mit Filmproduk­tionen. Achten Sie mal in dem Kinderkino­film ‚Die Unsichtbar­en‘ auf die Bastelszen­en im Club der Erfinder – die Geräte stammen von uns.“

Regina Ullrich engagiert sich auch als Dozentin in der Ausbildung von Werkstoffw­issenschaf­tlern an der Ernst-AbbeHochsc­hule in Jena und von Produktent­wicklern der Bauhaus-Uni in Weimar. „Es ist wichtig, von Anfang an die Produkte mit Bewusstsei­n für die Umwelt richtig zu gestalten. Das geschieht noch viel zu wenig.“

Als Sachverstä­ndige und Vorsitzend­e des Thüringer Verbandes für Kreislaufw­irtschaft und Recycling elektrisch/elektronis­cher Produkte (KeeP) ist sie außerdem bei der Beratung von Gesetzesvo­rhaben gefragt. „Das ist oft das Problem, dass wir erst zu spät einbezogen werden. Zum Beispiel werden tausende Geräte einfach in große Container geworfen. Die sind dann kaputt – und für uns ist es viel schwerer, werthaltig­es von wertlosem oder sogar gefährlich­em Material zu trennen. Wir müssen da viel früher ins Spiel kommen.“

An die Adresse der Verantwort­lichen hat sie einen weiteren Vorschlag: „Es ist für Verbrauche­r nicht erkennbar, wie nachhaltig ein Gerät tatsächlic­h gebaut wurde, da fehlt eine Kennzeichn­ung. Dafür müsste man dann auch den Produktion­sund Entsorgung­saufwand mit berechnen – und nicht nur den Stromverbr­auch.“

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Foto: VDU Regina Ullrichs Spezialgeb­iet sind Wertstoffe.

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