Thüringische Landeszeitung (Jena)
Küsse für Donald Trump
Beim Staatsbesuch von Macron tragen die beiden Präsidenten eine besondere Nähe zur Schau
WASHINGTON. Wer pflanzt, der bleibt, hatte sich Emmanuel Macron vielleicht gedacht und ein Geschenk mit nach Washington gebracht, das noch lange Wurzeln schlägt. Als US-Präsident Donald Trump und sein französisches Gegenüber die aus einem nordfranzösischen Gefechtsfeld des Ersten Weltkriegs entnommene Jung-Eiche einpflanzten, waren die Aufgaben klar verteilt. Die Männer, die sich vorher innig mit einer beinahe an Moskauer PolitbüroKüsse erinnernden Umarmung begrüßt hatten, schaufelten. Melania Trump und Brigitte Macron schauten zu.
Der Auftakt des dreitägigen Staatsbesuchs Macrons in Amerika verlief reibungslos. In Mount Vernon führte Trump die Gäste am Montagabend auf die Terrasse, von der aus einst George Washington den majestätischen Blick auf den Potomac-Fluss genoss.
Dienstagmorgen dann der offizielle Empfang mit allen militärischen Ehren, Nationalhymnen und 21 Kanonenböllern am Weißen Haus. Trump stellte, nach Genesungswünschen für den im Krankenhaus liegenden Präsidenten George Bush und Worten der Anteilnahme für die Opfer der Amokfahrt in Toronto, die Rolle Frankreichs als Geburtshelfer der Vereinigten Staaten heraus. Er nannte die Grande Nation seit 241 Jahren den „ältesten und engsten Partner“. Trump bedankte sich für die militärische Unterstützung Frankreichs beim Schlag auf Chemiewaffen-Anlagen in Syrien.
Macron setzte die klar politischeren Signale, als er nationalistische Strömungen und die Gefahren ansprach, die vom Klimawandel ausgingen. „Zusammen sollten wir eine neue Form von Wohlstand für alle Menschen schaffen, das bedeutet Innovation, freier und fairer Handel und der Schutz unserer Mittelschicht“, sagte er. Auch bei diesem Teil der Zeremonie suchten Macron und Trump oft Körperkontakt, fassten sich bei den Händen und an den Schultern.
Danach zogen sich die Präsidenten zu einem Gespräch unter vier Augen zurück. Oben auf der Tagesordnung: Nur noch sieben Tage sind Stahl- und Aluminiumimporte aus der EU von Trumps verhängten Strafzöllen ausgenommen. Macron und mit ihm die am Ende der Woche anreisende Bundeskanzlerin Angela Merkel wollen Trump eine dauerhafte Ausnahme abringen und ein für die gesamte EU geltendes Handelsabkommen mit den Vereinigten Staaten anbahnen.