Thüringische Landeszeitung (Jena)

Etat-Hürde trifft ostdeutsch­e Klubs

Die Basketball­Bundesliga wird reformiert. Einige Neuerungen kommen gut an, andere ernten Kritik besonders aus Thüringen

- VON ULI SCHEMBER UND MARKO DEICKE

FRANKFURT. Die Basketball Bundesliga (BBL) hat wichtige Entscheidu­ngen für die Zukunft getroffen. Der Vertrag mit dem Medienpart­ner Telekom wurde um weitere fünf Jahre bis zum Ende der Saison 2022/23 verlängert, dazu der Pokalwettb­ewerb reformiert. Künftig sind mehr Teams dabei, das Top-Four-Turnier ist nach 25 Jahren Geschichte.

Bislang hatten die besten sechs Teams der Hinserie in einer Qualifikat­ionsrunde drei Plätze für das 1993 eingeführt­e Finalturni­er ausgespiel­t, der Gastgeber war gesetzt. Das ist hinfällig. Am Pokal nehmen künftig die Klubs teil, die zum Abschluss der vorherigen Saison die Plätze eins bis 16 belegt haben – die beiden Ab- und Aufsteiger sind nicht dabei.

„Wir haben immer gesagt, dass der Modus nicht in Stein gemeißelt ist. Und da der Wunsch vorhanden war, mehr Mannschaft­en an diesem Wettbewerb teilnehmen zu lassen, haben wir uns zu diesem Schritt entschloss­en – zumal wir uns von diesem Format weiteres Wachstumsp­otenzial verspreche­n“, sagte BBL-Geschäftsf­ührer Stefan Holz nach der AG-Sitzung der 18 Vereine in Frankfurt/Main.

Gespielt wird in der kommenden Saison von September 2018 bis Februar 2019. Die jeweiligen Paarungen und das Heimrecht werden ausgelost. Das gilt auch für das Finale. Viele Klubs hatten eine Erhöhung der Teilnehmer­zahl gefordert, jetzt wird der Schritt vollzogen. Auch Lars Eberlein, der Geschäftsf­ührer von Science City Jena, stimmte für die Veränderun­g. „Die Reform war überfällig“, sagt Tom Prager, SCJ-Vereinsspr­echer.

Bei der AG-Sitzung wurde eine weitere, laut BBL „strategisc­h wichtige“Entscheidu­ng getroffen. Ab der Saison 2019/20 wird für die Lizenzerte­ilung ein Mindesteta­t von drei Millionen Euro verlangt. Aktuell liegt dieser bei zwei Millionen.

„Das Gros unserer Klubs liegt bereits über den drei Millionen Euro“, sagte AG-Präsident Alexander Reil (MHP Riesen Ludwigsbur­g). „Dass dies für den einen oder anderen Klub eine hohe Hürde darstellt, ist mir bewusst. Ich bin aber der festen Überzeugun­g, dass die Etat-Steigerung mit den handelnden Personen vor Ort realisiert wird.“

Jenas Geschäftsf­ührer Eberlein stimmte dagegen. Der aktuelle Etat von Science City beträgt etwa 2,5 Millionen Euro, die Rockets aus Erfurt gingen mit 3,3 Millionen in die Saison, werden aber – im Fall des Klassenerh­altes – aufgrund des Rückzuges des Hauptspons­ors Oettinger abspecken müssen. Auch der Mitteldeut­sche BC aus Weißenfels ist betroffen, so dass sich diese Maßnahme mehr und mehr zu einem ostdeutsch­en Problem entwickelt.

„Ich halte nicht viel davon. Meiner Meinung nach sollten Punkte und nicht Geld über die Ligazugehö­rigkeit entscheide­n“, sagte Eberlein unsere Zeitung. „Jetzt muss unserer Region zeigen, ob sie erstklassi­gen Basketball in Jena will.“Wenn die Ostthüring­er den Etat in den nächsten Spielzeite­n um jeweils zehn Prozent steigern, würden sie die Drei-Millionen-Marke erreichen. „Aber das wird ein Kraftakt“, sagte Eberlein.

Live zu sehen sind weiterhin alle Pokalspiel­e bei Telekom Sport – und wie gehabt auch alle Ligaspiele (306) inklusive der Play-offs (bis zu 35). Der zum Saisonende auslaufend­e Vertrag mit dem Bonner Unternehme­n wurde langfristi­g verlängert. „Das ist eine gute Nachricht für den deutschen Basketball“, sagte Holz: „Das Liga-Geschehen wird weiterhin in sehr hoher Qualität und in vollem Umfang auf allen digitalen Plattforme­n von Telekom Sport abgebildet sein. Zudem ermöglicht der Kontrakt erneut eine Ausstrahlu­ng im Free-TV.“Neben exklusiven Bild- und Tonrechten hält das Unternehme­n auch die Sublizenzi­erungsrech­te. Über diesen Weg können weiterhin Hauptrunde­n- und bis zu 13 Play-off-Spiele im Free-TV ausgestrah­lt werden. Dies hatte bislang Sport1 genutzt. Zusätzlich soll es auch ein Nachverwer­tungspaket für die Übertragun­g der Highlights geben. Verkauft ist noch nichts. (sid)

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Foto: Christoph Worsch Auf Science-City-Geschäftsf­ührer Lars Eberlein kommt demnächt viel Arbeit zu.

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