Wo gibt‘s denn in Jena einen Hafen?

Der tägliche NebelhornKlang über der Saalestadt erinnert an die Titanic und leitet hin zum diesjährigen KulturarenaTheaterspektakel

JENA. Legt irgendwo ein Schiff ab? Klingt zumindest so! – Man könnte derzeit seine Uhr danach stellen: Täglich um 11 Uhr ertönt aus Richtung Engelplatz so etwas wie ein Nebelhorn, innenstadtweit vernehmbar.

Benjamin Schönecker, Bühnenbildner des Theaterhauses, löste das Rätsel auf Zeitungsanfrage: Das Nebelhorn gehört zu den vielen Hinleitungen auf das diesjährige Kulturarena-Theaterspektakel: Die kubanischen Regisseure Marcos Díaz und Rogelio Orizondo lassen nach dem berühmten James-CameronFilm die Geschichte des Untergangs der Titanic aufleben. Entsprechend läuft seit April und bis 9. Juli ein Theaterhaus-Festival mit „Multiperspektivischen Positionen zur Schieflage der Nation“unterm Titanic-gemäßen Motto CQD: Das ist das Notsignal „Come Quick Danger“, welches am 15. April 1912 von der Titanic abgesetzt wurde. Deshalb auch die Installation „Makrophon“des Künstlers Johannes Vogl, der mit weiteren Arbeiten in der Ausstellung auf der Unterbühne des Theaterhauses vertreten ist.

Vogl habe das so genannte Makrophon bei einer Firma geordert, die die Kieler Woche technisch ausstattet, berichtete Benjamin Schönecker. Und dass Theaterhaus-Hausmeister Heinz Anders mit Druckluft jeden Tag punkt 11 Uhr das Nebelhorn in Betrieb nehme, weise auf die eine Stunde Zeitverschiebung hin: Um 12 Uhr Ortszeit lief dazumal die Titanic in Southampton aus. Es sei auch erwogen worden, das Nebelhorn um 6.51 Uhr erklingen zu lassen – den Zeitpunkt des Untergangs. „Das wollten wir den Anwohnern aber nicht zumuten“, sagte Schönecker. So stehe das Signal um 11 Uhr für „Leinen los“.

Benjamin Schönecker berichtete von einem fruchtbaren Lauschangriff: In der Innenstadt habe er junge Leute, „vermutlich Erstsemester“, bemerkt, die auf das Signal verdutzt reagiert und einander gefragt hätten: „Wo gibt‘s denn hier einen Hafen?“

Das Makrophon – Bezeichnung ZM200/90b.110bZVE (E) (H) – hat eine Reichweite von 2,5 Seemeilen.

Bühnenbildner Benjamin Schönecker (rechts) und Theaterhaus-Hausmeister Heinz Anders. Rechts oben im Bild: das Makrophon oder – Titanic-Nebelhorn. Foto: T. Stridde

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