Thüringische Landeszeitung (Jena)
Lahmes Netz schwächt den Mittelstand
Bund und Länder gemeinsam gefordert
POTSDAM. Mittelständler in Ostdeutschland leiden nach wie vor unter fehlendem schnellen Internet. Gerade für kleine Betriebe sei das ein erheblicher Standortnachteil, sagt Hartmut Bunsen, Sprecher der Interessengemeinschaft der ostdeutschen Unternehmerverbände und Berlin, vor rund 100 Firmenund Verbandsvertretern beim ostdeutschen Unternehmertag. Die Landesregierungen und die Bundesregierung müssten ihre Anstrengungen forcieren, um auf diesem Feld voranzukommen. Gerade für ostdeutsche Firmen biete die Digitalisierung die Chance, sich auf neuen Märkten zu behaupten und sich neu aufzustellen, betonte Christian Hirte, Beauftragter der Bundesregierung für den Mittelstand und die neuen Bundesländer, laut Redemanuskript. Digitalisierung bedeute nicht, nur über den Kauf neuer Technik oder Software nachzudenken. Die meisten mittleren Familienunternehmen seien zwar von der Aufgabe überzeugt, jedoch hätten sie oft nicht die finanziellen und personellen Ressourcen, um sie strategisch anzugehen.
Mittelständler hätten oft für zwei Jahre volle Auftragsbücher und sähen damit nicht die Notwendigkeit, sich mit dem Thema zu beschäftigen, erklärte Burkhardt Greiff, Präsident des Unternehmerverbandes BerlinBrandenburg. Gerade Betriebe mit weniger als 20 Mitarbeitern seien da oft zu schwerfällig.
Der Einstieg in die Digitalisierung sei für Firmen aber ein Anstoß für Überlegungen, wo die Zukunft liegen könnte, sagte der Vorstandschef der Landesinvestitionsbank Brandenburg, Tillmann Stenger. „Schlechtes Internet macht nicht an der Landesgrenze halt“, sagte Lars Schaller, Geschäftsführer des Unternehmerverbandes Sachsen. Das Problem müssten Landesregierungen und Bund gemeinsam angehen. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) verlangte vom Bund, sich als nationale Kraftanstrengung für eine leistungsstarke Infrastruktur in dem Bereich einzusetzen. (dpa)