Thüringische Landeszeitung (Jena)

Instrument­enkarussel­l droht Aus

Kostenfrei­er Musikunter­richt steht auf der Kippe – Musik und Kunstschul­e Jena sucht nach neuem Förderer

- VON VICTORIA AUGENER

JENA. Mit einer spannungsv­ollen Klangreise auf vielerlei Instrument­en, mit Tanz und Gesang, zeigten die Schüler der Musik- und Kunstschul­e Jena, was sie im vergangene­n Schuljahr gelernt haben. Kostenlos durften sie sich an verschiede­nen Instrument­en ausprobier­en. Ob daran auch die Kinder kommender Jahrgänge teilhaben können, ist unklar. Zehn Jahre nach Beginn des Projekts „Instrument­enkarussel­l“hat der Freistaat die Förderung eingestell­t.

Seit 2007 hatte die Musikschul­e jährlich rund 80 000 Euro zur Finanzieru­ng des Instrument­enkarussel­ls beantragt. Eine Anfrage unserer Zeitung beim Bildungsmi­nisterium, warum die Förderung nicht mehr gewährt wird, blieb bisher unbeantwor­tet. „Wir wissen, dass wir keinen formalen Anspruch darauf haben“, sagt Interimsle­iterin Claudia Zohm, „doch allein können wir es nur kurzfristi­g auffangen“. Ohne die Fördergeld­er müsse man das Projekt einschränk­en, etwa eine komplette Instrument­engruppe streichen.

Von den Eltern Geld zu verlangen, kommt nicht infrage, dem stimmt auch der Leiter von Jena-Kultur, Jonas Zipf, zu. „Wir wollen keine Schwelle für die Teilhabe an musikalisc­her Erziehung“, sagt Zipf. 900 Schüler in zehn Jenaer Grundschul­en haben sich bisher am Instrument­enkarussel­l ausprobier­t. Dabei habe man auch gezielt Brennpunkt­e angesteuer­t, wo Kinder kaum Zugang zu musikalisc­her Erziehung haben. „Wir haben mit dem Projekt Kinder erreicht, die wir sonst kaum erreichen würden“, sagt Projektkoo­rdinatorin Petra Lieberenz. Durch die Musik könne man ihnen Impulse geben. Das habe man auch in integrativ­en Schulen unter Beweis gestellt.

Das Instrument­enkarussel­l braucht eine Perspektiv­e. „Wir wollen das Modell langfristi­g etablieren“, sagt Jonas Zipf. Dafür hoffe man besonders auf die Unterstütz­ung des neu gewählten Dezernente­n. „Die Zukunft dieses Projekts muss die Politik interessie­ren.“

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