Thüringische Landeszeitung (Jena)
Arbeiten unter Hochdruck
Setzungen am Felsen, auf dem die Burg Camburg steht, machen eine Nachgründung nötig
DORNBURGCAMBU
„An der Saale he Strande stehen Bur stolz und kühn. Ih Dächer sind zerfa len, und der Wind streicht durch die Hallen, Wolken ziehen d’rüber hin.“
Der 1826 von Franz Kugler gedichtete Liedtext gehört – zumindest im Saale land – zum klass schen Repertoire wo jedes Chores. Und a mancher Wanderer per pedes, zu Wasse auf zwei Rädern im unterwegs ist, pfeift hörige Melodie des liedes vor sich hin, w der vielen Burgen h g wird. Wer etwa von Jena flussabwärts gepaddelt oder geradelt kommt, der kann zur Kunitzburgruine aufschauen und erblickt wenige Kilometer später die stattliche Camburg auf ihrem Felsen hoch über der Stadt.
Doch was den Zustand der Dächer dieser Burg angeht, trifft der alte Text 192 Jahre später noch immer den Kern des Problems, mit dem die Stadt Dornburg-Camburg als Besitzerin der Burganlage seit Jahren zu kämpfen hat. Zwar hat zuletzt der Bergfried eine sturm- und regensichere Spitze erhalten und auch das Dach des Südflügels der Burg leuchtet in hellem Ziegelrot. Das Dach des Ostflügels dagegen gleicht einem verwitterten, löchrigen und immer mal wieder geflickten Teppich.
Doch das wird sich ändern. Stadt hat zur Sicherung der Bausubstanz der Burganlage Fördermittel erhalten. Damit soll das Dach neu eingedeckt werden.
Noch dringender als die Dachreparaturen ist es jedoch, die Burg von unten zu sichern. Denn die Standsicherheit des Gebäudes ist das größte Problem, das die Verantwortlichen in den Griff bekommen müssen. Selbst Bau-Laien fallen am östlichen Burgflügel zahlreiche Risse auf, die sich vom Dach bis zu den Grundmauern ziehen, über Fenstersimse und die Tordurchfahrt zum schönen Burggarten hinweg.
Ein Gutachten, das die Stadt in Auftrag gegeben hatte, bestätigte die Befürchtungen, dass Setzungen im Bereich der Toreinfahrt der Grund für die Risse sind, erklärte Antje Zimmer
m Baut in CamJener deteil rs als der urgflügel, llert. Ob ache oder g u suchen sind, sei nicht mehr nachvollziehbar. „Keiner weiß so richtig, auf was die Vorfahren hier gebaut haben, festen Fels jedenfalls haben wir nicht gefunden, höchstens verwitterten Kalkstein“, sagt auch Hubert Ramis von der Firma Himmel und Papesch aus Bebra, die den Auftrag für die Sanierungsarbeiten am Fuß der Burg bekommen hat. An der östlichen Gebäudeecke, dort wo der Felsen fast senkrecht steht und keine Baumaschine und kein Mensch mehr Halt findet, haben sich die Bauarbeiter bis auf knapp drei Meter am Haus
hinunter gegraben. „Wir sind auf Kiesel in Beton und auf riesige Gesteinsbrocken gestoßen, möglicherweise stammen die ja von der alten Burg“, sagt Ramis. Wie das Gebäude an diesem Steilhang abgefangen werden soll, das weiß der erfahrene Baumensch noch nicht.
An den anderen Seiten des dreigeschossigen Baus arbeiten seine Männer streng nach Plan und mit Hochdruck. Ramis ist der Geräteführer an jenem Bohrgerät, das in einem Arbeitsgang Boden aus den bis 3,50 Meter tiefen Bohrlöchern an die Oberfläche bringt und eine Zementsuspension in die Bohrlöcher einbringt. Das passiert im so genannten Hochdruckinjektionsverfahren, bei dem mit 400 Bar Flüssigzement in die Bohrlöcher gedrückt wird. Dabei wird ein Teil des Bodenmaterials aufgeschwemmt, ein anderer vermischt sich mit dem Zement und härtet zusammen aus.
„Wir bohren an Vorder- und Rückseite des Gebäudes im Abstand von 75 Zentimetern schräg unter das etwa einen halben Meter mächtige Fundament.
Wir bringen dabei jeweils zwei Bohrungen im Winkel von 68 und 82 Grad unter das Mauerwerk, so dass am Ende stabile Kegel aus dem Zementgemisch aushärten, die das neue Fundament des Gebäudes bilden“, erklärt Ramis. Insgesamt 50 Doppelbohrungen werden ausgeführt, dafür werden rund 230 Tonnen Zement in den Boden unter der Burg gepresst.
Die Hälfte der Arbeit haben die Männer von Himmel und Papesch schon geschafft, für die zweite Hälfte, die Bohrungen rechts und links in der Hausdurchfahrt, muss ein kleineres Bohrgerät herangeschafft werden. „Im Tortunnel wird es noch etwas enger zugehen, aber auch damit werden wir fertig“, sagt Ramis. Kein Wunder, sind doch schwierige und enge Baustellen die Spezialität der Männer aus dem hessischen Bebra. In der Erfurter Altstadt, etwa am Kaisersaal, ebenso wie in Ilmenau oder Fulda haben sie Alt- oder Neubauten in kleinen Baulücken mit ihrem Hochdruck-Bodenaustausch-Verfahren zu festem Stand verholfen.
Burgflügel bekommt 50 neue Fundamente