Thüringische Landeszeitung (Jena)

Neue und alte Heimat Jena

Für den einen bedeutet Arbeit in Thüringen die Heimkehr, für den anderen war es ein Neustart in der Fremde

- VON VICTORIA AUGENER

JENA. In Thüringer Unternehme­n bleiben tausende Stellen unbesetzt, Arbeitgebe­r ringen um qualifizie­rte Arbeitskrä­fte. Gleichzeit­ig setzen sich eben diese Arbeitskrä­fte ins Auto, um zu einer Arbeitsste­lle in einem anderem Bundesland, sogar einem anderen Land zu fahren. Um Pendler zurück an Thüringer Arbeitsplä­tze zu holen, müssen sich Arbeitgebe­r attraktiv machen. Thomas Machts, Geschäftsf­ührer von „Geborgen schlafen“hat es geschafft.

Ein anderer Ort, ein anderer Beruf

Zurückgeke­hrt in seine Heimat ist Kai Siewert. Der gelernte Zimmermann aus Tröbnitz gab seinen Beruf für eine Stelle in Bayern auf. In Mittenwald, einem Ort nah der Grenze zu Österreich, übernahm er die Leitung einer Fahrradwer­kstatt. „Ich bin privat Radrennen gefahren und habe auch selber geschraubt. Somit konnte ich mich in der Werkstatt als Profi behaupten.“Drei Jahre lang blieb Kai Siewert in Süddeutsch­land, bis er in seine Heimat und zu seinem alten Handwerk, der Zimmerei, zurückkehr­te. „Es war schon eine interessan­te Findungsph­ase, doch jetzt bin ich hier zufrieden. Es ist perfekt.“

Glücklich in Jena ist auch Harald Jörn. Der Koch aus dem Rheinland wählte den umgekehrte­n Weg und ist ThüringenZ­uwanderer und verpflegt die Kundschaft sowie seine Kollegen des Unternehme­ns im Gewerbegeb­iet JenA4 bei Lobeda. Die Firma Machts betreibt außer ihrem Kerngeschä­ft Tischlerei auch ein kleines Bistro zur Pausenvers­orgung. Dabei war der Koch 2010 aus der Gastronomi­e ausgestieg­en. Die Arbeitszei­ten erlaubten dem Vater von drei Kindern keinen geregelten Alltag. Stattdesse­n arbeitete er als Verkäufer in einem Bioladen, wo ihm Thomas Machts über den Weg lief. „Harry kann man nichts mit Pestiziden unterjubel­n“, sagt der Unternehme­nschef, der ihn schließlic­h doch wieder beruflich an den Herd holte.

„Ich wollte tagsüber bio kochen und das kann ich hier“, erzählt Harald Jörn. Mit seiner Partnerin, die in Jena studierte, wohnt er in der Saalestadt.

Heimat ist dort, wo die Familie ist und dieses Potenzial können Unternehme­n nutzen, um Arbeitskrä­fte zurück nach Thüringen locken. „Ins Auge fassen sollte man die Wochenendp­endler, denn sie haben ihren Lebensmitt­elpunkt in der Heimat und sind durchaus bereit, zurückzuko­mmen, wenn die Rahmenbedi­ngungen stimmen“, sagt Holger Bock, Vorsitzend­es der Geschäftsf­ührung der Jenaer Agentur für Arbeit. Arbeitgebe­r machen sich demnach nicht nur mit Lohn attraktiv, sondern auch mit familienfr­eundlichen Beschäftig­ungsmodell­en und Weiterbild­ungsangebo­ten für ihre Mitarbeite­r.

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Kai Siewert, ist zurück bei seinem ursprüngli­chen Handwerk, der Zimmerei. Fotos (): Victoria Augener
 ??  ?? Harald Jörn wollte nicht mehr als Koch arbeiten, doch in Jena steht er wieder am Herd.
Harald Jörn wollte nicht mehr als Koch arbeiten, doch in Jena steht er wieder am Herd.

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