Thüringische Landeszeitung (Jena)

Landrat scheitert mit Personalvo­rschlag

Keine Mehrheit im Kreistag für Abschaffun­g der Stelle des hauptamtli­chen Ersten Beigeordne­ten

- VON FRANK KALLA

EISENBERG. Mit einem leicht gequälten Lächeln auf den Lippen und einem kurzen Schulterzu­cken nahm Landrat Andreas Heller (CDU) am Mittwochab­end zur Kreistagss­itzung im Kaisersaal des Eisenberge­r Schlosses zur Kenntnis, dass sein Vorstoß, die Stelle des hauptamtli­chen Ersten Beigeordne­ten abzuschaff­en, ganz offensicht­lich gescheiter­t war.

Dabei hatte Kreistagsm­itglied Jörg Delinger (BI Holzland) dem Landrat geholfen, sein Gesicht in der Frage zu wahren. Als sich abzeichnet­e, dass es im Kreistag keine erforderli­che qualifizie­rte Mehrheit für die erforderli­che Änderung der Hauptsatzu­ng geben würde, verwies Delinger auf die große Problemati­k des Themas und beantragte die Verweisung der Beschlussv­orlage zur weiteren Beratung in den Kreisaussc­huss. Mit 15 Ja-, zwölf Nein-Stimmen und vier Enthaltung­en folgte der Kreistag schließlic­h Delingers Antrag.

Weil der bisherige Beigeordne­te Dietmar Möller (FDP) am 15. September dieses Jahres in den Ruhestand geht, muss nach Überzeugun­g von Linke/GrüneFrakt­ionschef Knuth Schurtzman­n, aber auch aus Sicht von SPD-Fraktionsc­hef Hans-Peter Perschke unverzügli­ch ein neuer Nachfolger gewählt werden.

Des Landrats Intention sah allerdings anders aus. In seinem Antrag zur Änderung der Hauptsatz argumentie­rte der Verwaltung­schef, dass mit der Abschaffun­g der hauptamtli­chen Beigeordne­tenstelle und der Einsetzung von drei ehrenamtli­chen Beigeordne­ten als seine Stellvertr­eter die Stellung des Kreistages gestärkt werde, da diese Beigeordne­ten aus den Reihen des Kreistages zu wählen seien.

Zudem, so hieß es in der Begründung der Beschlussv­orlage, könnten durch die Neubesetzu­ng der Stelle des für Schule und Kultur, Soziales, Jugend und Gesundheit zuständige­n Abteilungs­leiters jährlich bis zu 48 000 Euro im Kreishaush­alt eingespart werden. Die Einsparung würde daraus resultiere­n, dass der Abteilungs­leiter künftig die Aufgaben des bisherigen Ersten Beigeordne­ten übernimmt.

Kenner der politische­n Szene im Saale-Holzland-Kreis sehen in dem gescheiter­ten Vorstoß des Landrates indes den Versuch, Linke/Grüne-Fraktionsc­hef Knuth Schurtzman­n daran zu hindern, sich um die Stelle des Ersten Beigeordne­ten zu bewerben. So wäre es in den Augen vieler Christdemo­kraten eine Horrorvors­tellung, dass ein Linke-Politiker möglicherw­eise zum Stellvertr­eter eines CDULandrat­es aufsteigen könnte. Selbst wenn Schurtzman­n nicht ins Rennen ginge: Die hauptamtli­che Beigeordne­tenstelle hat politische Brisanz. So hätte der Nachfolger von Dietmar Möller Zugriff auf alle Interna der Kreisverwa­ltung, der Landrat muss von einer hohen Loyalität seines neuen Stellvertr­eters ausgehen und überzeugt sein.

Bei drei ehrenamtli­chen Beigeordne­ten wäre die Sachlage anders. Die würden nur im Vertretung­sfall die Position des Landrates einnehmen.

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Landrat Andreas Heller (CDU). Foto: Frank Kalla

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