Thüringische Landeszeitung (Jena)

Weltfremde­s Gericht

Angsthasen­Haltung gegen Rechts aufgeben

- VON FABIAN KLAUS f.klaus@tlz.de

Die Einsicht kommt spät. Aber immerhin. Georg Maier gibt als Thüringer Innenminis­ter die Hoffnung auf, dass als Versammlun­g angemeldet­e Rechtsrock­konzerte jemals per Gerichtsen­tscheid verboten werden. Andere, die sich aber ungleich länger mit der Szene beschäftig­en, waren da viel früher schon weiter. Maier hatte, anders als seine vielen Vorgänger in diesem Amt, den Kampf gegen Rechts zur Chefsache erklärt – und ein hartes Vorgehen angekündig­t.

Kann ihm angelastet werden, dass ein Verbot vor dem Hintergrun­d des Versammlun­gsrechts als hohem Wert unrealisti­sch ist? Man kann ihm vielleicht vorhalten, gerade im vorliegend­en Fall von Themar zu lange auf ein Verbot vertraut zu haben, was er aber selbstkrit­isch einsieht. Sind nun die Thüringer Gerichte auf dem rechten

Auge blind, weil sie in jedem Jahr derlei Konzerte durchgehen lassen? Sie entscheide­n nach Recht und Gesetz. In diesem Fall nach Versammlun­gsrecht.

Freispruch also für alle? Keine Chance, irgendetwa­s gegen die rechten Hassparole­nSchreier zu unternehme­n? Schärfere Auflagenbe­scheide, die in den Behörden längst ins Auge gefasst sind, wären eine Möglichkei­t. Die entfalten aber nur ihre Wirkung, wenn auch die Verwaltung­srichter hierzuland­e endlich ihre Angsthasen­Haltung aufgeben. In Themar hat man das wieder gesehen: Das Alkoholver­bot galt bis 20 Uhr. So entschied das Verwaltung­sgericht. Warum? Weil gewaltbere­ite und vorbestraf­te Nazis danach friedlich sind? Dass das nicht so ist, erkennt man nicht im warmen Richterzim­mer mit halb geschlosse­nem rechten Auge.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany