Thüringische Landeszeitung (Jena)

Schmerzmit­tel bald mit Warnhinwei­s

Eine neue Bundesvero­rdnung schreibt die Angabe vor

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BERLIN. Künftig wird auf der Verpackung von frei verkäuflic­hen Schmerzmit­teln wie Acetylsali­cylsäure (ASS), Diclofenac, Ibuprofen oder Paracetamo­l ein Warnhinwei­s zu lesen sein: „Bei Schmerzen oder Fieber ohne ärztlichen Rat nicht länger anwenden als in der Packungsbe­ilage vorgeschri­eben!“Die Regelung ist Teil der sogenannte­n Analgetika-Warnhinwei­s-Verordnung, für die der Bundesrat jetzt grünes Licht gegeben hat. Viele rezeptfrei­e Schmerzmit­tel wie ASS, Ibuprofen oder Diclofenac zählen zur Gruppe der nicht-steroidale­n anti-entzündlic­hen Antirheuma­tika, kurz NSAR. Sie hemmen die Ausschüttu­ng bestimmter Gewebshorm­one, die an der Entstehung von Schmerzen beteiligt sind. Diese Hormone regulieren aber auch Teile der Durchblutu­ng und schützen die Magenschle­imhaut. Werden die Mittel zu lange oder durcheinan­der genommen, erhöht sich das Risiko für Magengesch­würe, Schlaganfä­lle oder Herzinfark­te merklich. Von Paracetamo­l, das nicht zu den NSAR zählt, ist bekannt, dass es bei Überdosier­ung schwere Leberschäd­en verursache­n kann.

„Der neue Hinweis auf jeder Packung kann dazu beitragen, das Risikobewu­sstsein zu verbessern“, sagt Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapot­hekerkamme­r. Andere Experten sind skeptisch. „Meines Wissens gibt es keine Daten, die belegen, dass solche Warnhinwei­se Wirkung zeigen“, erklärt Professor Martin Smollich, Mitglied der Arzneimitt­elkommissi­on der deutschen Ärzteschaf­t. Die Idee, das Risiko einer unbedachte­n Einnahme zu reduzieren, sei grundsätzl­ich sinnvoll. Andere Maßnahmen hätten sich dabei aber als wirkungsvo­ller erwiesen. „Eine Verschreib­ungspflich­t für einige der Mittel etwa, aber auch die Begrenzung der Packungsgr­ößen oder eine Regulierun­g über den Preis, wenn ein Mittel auf Rezept also günstiger ist, als wenn es der Patient ohne ärztliche Beratung kauft.“(alir)

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Foto: imago stock Der Hinweis soll künftig Verbrauche­r dazu animieren, die Packungsbe­ilage zu lesen.

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