Thüringische Landeszeitung (Jena)
Zwischen Gestern und Heute Tipps und Informationen
Eine Reise durch Masuren und Pommern, durch Ordensland, Naturparadiese und elegante Badeorte
Martialisch mutet die Landschaft tief im Wald an, meterdicke Steinmauern türmen sich. Dazwischen wächst Grün. Teile der Bunker widerstanden im Januar 1945 dem Versuch der Wehrmacht, sie mit Tonnen an TNT dem Erdboden gleichzumachen, ehe die Rote Armee Ostpreußen besetzte.
Polen hat sich entschieden, das Gelände zugänglich zu halten, Informationstafeln weisen den Weg. Festgefroren zwischen den Zeiten scheint die „Wolfsschanze“. Hier brachte Hitler, der auch das Pseudonym Herr Wolf nutzte, insgesamt 800 Tage zu, hier lebte sein Stab, hier arbeiteten etwa 2000 Menschen. Hier scheiterte am 20. Juli 1944 Graf Schenk von Stauffenberg mit dem Versuch, den Diktator aus der Welt zu schaffen. Ein aufgeschlagenes Buch aus Stein und Gedenktafeln erinnern an die mutige Tat, die er und viele Getreue mit dem Leben bezahlten.
Ein Thüringer auf der Marienburg
Der Besuch der Wolfsschanze gehört zum Reiseprogramm
Anreise und Formalitäten:
n
Polen ist seit 2004 EU-Mitglied. Für die Einreise reicht ein Personalausweis. Die Währung ist der polnische Zloty. Ins Nachbarland gelangt man unkompliziert mit dem Zug, Pkw, Bus oder Flugzeug.
Polen
n hat etwa 38 Millionen Einwohner und ist unterteilt in 16 Woiwodschaften, Verwaltungsbezirke.
einer Tour durch Pommern und Masuren, die ferne und nähere Geschichte, historische Stätten und grandiose Landschaften vereint. Wer die fast 3000 Kilometer nicht selbst unter die Reifen nehmen will, bucht eine Bustour und lernt auf diese Weise unter der kundigen Führung eines polnischen,
Masuren
n ist der südlichste Teil des ehemaligen Ostpreußen. Deutsch sprechenden Reiseleiters zahllose Details kennen: Masuren mit seinen weiten Landschaften, dunklen Wäldern, Seen und einstigen Fischerdörfern wie Nikolaiken. An den Straßenrändern sitzen so viele Störche in ihren Nestern, dass man schon am zweiten Tag das Zählen aufgibt. Überall finden sich Spuren des Deutschen Ordens, der im 13. Jahrhundert über die Weichsel kam, Städte gründete, Burgen baute, Hospitäler einrichtete. In Toruń (Thorn) zum Beispiel, voll mit Geschichte. In Lidzbark Warmiński (Heilsberg), wo ein Fürstbischof residierte. Oder in Malbork (Marienburg), wo ein Thüringer als Denkmal auf der weltgrößten Backsteinburg, der Marienburg, steht: Hermann von Salza war ab 1210 der 4. Hochmeister des Deutschen Ordens. Stets werden Führungen mit geschichtlichen Erläuterungen angeboten.
Reiseführer Tadeusz beginnt jeden Ausflug mit Gedichten und Geschichten und weiß viel zu erzählen. Über ein Land, das in den vergangenen Jahrhunderten zerrissen und mehrfach aufgeteilt wurde, an dem sich Preußen, Habsburg und Russland gütlich taten und das mehr als 100 Jahre auf keiner Landkarte zu finden war. Über ein Volk, das gerade wegen der komplizierten Geschichte zusammensteht und seine Identität hütet.
Er stellt auch ein modernes Polen vor. Straßenbau an allen Ecken, auch dank EU-Geldern. Denkmalschutz auf höchstem Niveau. Soziale Leistungen wie die Rente für Frauen mit 60 und Männer mit 65. Tadeusz wünscht sich, dass man über alle Seiten Polens diskutieren solle und nicht nur über die derzeitige Regierung und die Flüchtlingspolitik.
Klischee adé
Es fällt ihm nicht schwer, die Reisenden zu begeistern. In Pommern faszinieren die sanften Hügel der kaschubischen Schweiz ebenso wie die Dreistadt Gdynia, Sopot und Gdańsk (Gdingen, Zoppot und Danzig) mit Ostseeflair. Besonders Danzig ist voll mit historischen Gebäuden, die aus der Asche der Zerstörungen des Krieges wieder aufgebaut wurden. Im Slowinski Nationalpark bietet eine 40 Meter hohe Wanderdüne bei Leba atemberaubende Blickachsen.
Ausflug in ein armes Land? Die Reisegruppe hat so manche Vorstellung über Bord geworfen. Viele wollen wiederkommen.