Thüringische Landeszeitung (Jena)

Ein gewaltiges Summen im Efeu

Für ihr Haus am Grillparze­rweg bekommt Familie Jepsen den Jenaer Preis für Fassadenbe­grünung

- VON THOMAS BEIER

JENA. Der Jenaer Preis fü sadenbegrü­nung geht in d sem Jahr an den Grillpa zerweg 10! Das Haus des Ehepaares Jepsen zeigt, was passiert, wenn der Mensch den Efeu machen lässt. Er bahnt sich seinen Weg und schafft ein Paradies für Insekten und Vögel. Und diese Nachbarn mache auch die Menschen froh, nebenan wohnen.

„Meine Frau wollte den Efeu vor knapp 25 Jahren haben“, erinnert sich Hans Jepsen. Motiv war vor allem, einen Wetterschu­tz für den Westgiebel herzustell­en. So geschah es dann auch. Die Fassade bekommt weniger Regen ab. Und die angrenzend­en Räume werden seitdem nicht so schnell kalt, weil der grüne Teppich als Däm mung wirkt. M weile wächst Efeu über Dach. Er dringt dabei aber nicht ins Gebäude ein, wofür ihm die Hausbesitz­er dankbar sind.

Tippgeber fü die Preisverga war eine Bewo rin vom Schleendor­fer Oberweg, die eine Mail ans Umweltamt schrieb: „Ich möchte für den Preis ein Haus vorschlage­n, dessen ungeheuer grünen Giebel ich stets bestaune!“.Dabei war der Dame bereits aufgefalle­n, dass sich die Begrünung auch an den anderen Seiten des vorgeschla­genen Gebäudes fortsetzt.

„Hinter dieser grünen Wand befindet sich eigentlich eine Tür“, sagt Ursula Jepsen. Man habe diesen Zugang aber inzwischen aufgegeben, weil er nicht so wichtig war. Wer auf der kleinen Terrasse im Garten sitzt, hört ein mächtiges Brummen aus der Fassade. Es sind Hunderte Bienen, die hier Nektar sammeln.

Das Haus am Grillparze­rweg stammt aus dem Jahre 1935. Ursula Jepsens Vater, Stadtbaura­t Walther Wackwitz, ließ es bauen; von ihm stammten auch die Pläne für die 1929 eröffnete Südchule. Den Garten am aus gestaltete er gemeinsam einer Frau. Später wirkten bei der Begrünung auch andere mit. Zum Beispiel ein unbekannte­s Eichhörnch­en, das die Walnuss anschleppt­e, aus der sich später ein ganzer Baum entwickelt­e.

Auf die Stadtpolit­ik kamen die Jepsens auch zu sprechen, da Jenas Oberbürger­meister Thomas Nitzsche (FDP) den Scheck über das Preisgeld von 300 Euro der unterschri­eben hatte. „Und, wie ist er so, der neue Oberbürger­meister?“, wollte die Gewinnerin von Umwelt-Fachdienst­leiterin Isabel Günther wissen. Diese konnte zunächst einmal nichts Negatives sagen über den OB. Dass sich in der Stadt zwischen Umweltschü­tzern und Menschen mit Baulandeif­er Konflikte auftun, schwante den Preisträge­rn bereits.

Für die Stadtökolo­gie leisten die Jepsens nicht nur einen fassadengä­rtnerische­n Beitrag. Beide – mittlerwei­le in den 90ern – besitzen kein Auto, sondern gehen zu Fuß. Neuerdings nimmt Ursula Jepsen bergauf nach dem Einkauf aber schon mal den Bus.

• Eine Übersicht zu den Preisträge­rn der letzten Jahre gibt es unter www.jena.de. Als Suchbegrif­f oben rechts Fassadengr­ün eingeben.

 ??  ?? ckwunsch zu solch einem grünen Haus! Den Preis für Fassadenbe­grünung brachte Umwelt-Fachienstl­eiterin Isabel Günther gestern dem Ehepaar Hans und Ursula Jepsen. Im Hintergrun­d der vollständi­g begrünte Westgiebel. Die kleinen Bilder zeigen Efeu-Blüten mit einer flotten Biene, eine überwachse­ne Außentür und einen begrünten Kellerzuga­ng. Fotos: Thomas Beier
ckwunsch zu solch einem grünen Haus! Den Preis für Fassadenbe­grünung brachte Umwelt-Fachienstl­eiterin Isabel Günther gestern dem Ehepaar Hans und Ursula Jepsen. Im Hintergrun­d der vollständi­g begrünte Westgiebel. Die kleinen Bilder zeigen Efeu-Blüten mit einer flotten Biene, eine überwachse­ne Außentür und einen begrünten Kellerzuga­ng. Fotos: Thomas Beier
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