Thüringische Landeszeitung (Jena)
Ein gewaltiges Summen im Efeu
Für ihr Haus am Grillparzerweg bekommt Familie Jepsen den Jenaer Preis für Fassadenbegrünung
JENA. Der Jenaer Preis fü sadenbegrünung geht in d sem Jahr an den Grillpa zerweg 10! Das Haus des Ehepaares Jepsen zeigt, was passiert, wenn der Mensch den Efeu machen lässt. Er bahnt sich seinen Weg und schafft ein Paradies für Insekten und Vögel. Und diese Nachbarn mache auch die Menschen froh, nebenan wohnen.
„Meine Frau wollte den Efeu vor knapp 25 Jahren haben“, erinnert sich Hans Jepsen. Motiv war vor allem, einen Wetterschutz für den Westgiebel herzustellen. So geschah es dann auch. Die Fassade bekommt weniger Regen ab. Und die angrenzenden Räume werden seitdem nicht so schnell kalt, weil der grüne Teppich als Däm mung wirkt. M weile wächst Efeu über Dach. Er dringt dabei aber nicht ins Gebäude ein, wofür ihm die Hausbesitzer dankbar sind.
Tippgeber fü die Preisverga war eine Bewo rin vom Schleendorfer Oberweg, die eine Mail ans Umweltamt schrieb: „Ich möchte für den Preis ein Haus vorschlagen, dessen ungeheuer grünen Giebel ich stets bestaune!“.Dabei war der Dame bereits aufgefallen, dass sich die Begrünung auch an den anderen Seiten des vorgeschlagenen Gebäudes fortsetzt.
„Hinter dieser grünen Wand befindet sich eigentlich eine Tür“, sagt Ursula Jepsen. Man habe diesen Zugang aber inzwischen aufgegeben, weil er nicht so wichtig war. Wer auf der kleinen Terrasse im Garten sitzt, hört ein mächtiges Brummen aus der Fassade. Es sind Hunderte Bienen, die hier Nektar sammeln.
Das Haus am Grillparzerweg stammt aus dem Jahre 1935. Ursula Jepsens Vater, Stadtbaurat Walther Wackwitz, ließ es bauen; von ihm stammten auch die Pläne für die 1929 eröffnete Südchule. Den Garten am aus gestaltete er gemeinsam einer Frau. Später wirkten bei der Begrünung auch andere mit. Zum Beispiel ein unbekanntes Eichhörnchen, das die Walnuss anschleppte, aus der sich später ein ganzer Baum entwickelte.
Auf die Stadtpolitik kamen die Jepsens auch zu sprechen, da Jenas Oberbürgermeister Thomas Nitzsche (FDP) den Scheck über das Preisgeld von 300 Euro der unterschrieben hatte. „Und, wie ist er so, der neue Oberbürgermeister?“, wollte die Gewinnerin von Umwelt-Fachdienstleiterin Isabel Günther wissen. Diese konnte zunächst einmal nichts Negatives sagen über den OB. Dass sich in der Stadt zwischen Umweltschützern und Menschen mit Baulandeifer Konflikte auftun, schwante den Preisträgern bereits.
Für die Stadtökologie leisten die Jepsens nicht nur einen fassadengärtnerischen Beitrag. Beide – mittlerweile in den 90ern – besitzen kein Auto, sondern gehen zu Fuß. Neuerdings nimmt Ursula Jepsen bergauf nach dem Einkauf aber schon mal den Bus.
• Eine Übersicht zu den Preisträgern der letzten Jahre gibt es unter www.jena.de. Als Suchbegriff oben rechts Fassadengrün eingeben.