Thüringische Landeszeitung (Jena)

Eine gute Wahl

Die Klassik-Stiftung hat Initiativk­raft nötig

- VON WOLFGANG HIRSCH w.hirsch@tlz.de

Zufällig fällt die Wahl auf eine Frau – und zufällig auf eine ostdeutsch­e. Wer allerdings diese beiden Kriterien für die Inaugurati­on Ulrike Lorenz‘ als mutmaßlich künftige Präsidenti­n der Klassik-Stiftung für entscheide­nd hält, muss sich womöglich Chauvinism­us-Vorwürfe gefallen lassen. Denn irgendwelc­he Boni, um sie Mitbewerbe­rn um die Seemann-Nachfolge vorzuziehe­n, hat Lorenz nicht nötig. Was sie klar qualifizie­rt, sind vielmehr ihre Fähigkeite­n als Managerin: In Mannheim forderte und verantwort­ete sie den Neubau der Kunsthalle für 70 Millionen Euro. Chapeau!

Dass sie nun in der Kurpfalz die Früchte dieser Arbeit nicht selbst ernten kann, wird Lorenz verschmerz­en. Denn in Weimar träfe sie nächsten Sommer auf ein just neu eröffnetes Bauhaus-Museum, und man darf ihr gern zutrauen, dass sie im Wettstreit mit den Dessauern und Berlinern um die weltweite Aufmerksam­keit in Sachen Bauhaus die Nase oben behält.

Wichtiger indes ist die Perspektiv­e ihres Engagement­s in der Dekade bis 2030 – scheint doch die Klassik-Stiftung seit geraumer Zeit in Indolenz erstarrt. Da braucht es dringlich jemanden, der es versteht, prominente Sonderauss­tellungen zu organisier­en und dazu auch die fraglos prominente­n eigenen Sammlungen zu positionie­ren. Und nicht zuletzt geht es – wie in Mannheim – um Bauvorhabe­n: Zwar könnte zu Lorenz‘ Amtsantrit­t das Bauhaus-Museum, das eigentlich schon 2013 eröffnet werden sollte, fast fertig sein. Mit der Schloss-Sanierung – der größten Einzelmaßn­ahme im Masterplan von 2008 – wurde aber noch nicht begonnen. An diesen Aufgaben wird Lorenz zu messen sein. Sie kann es schaffen. – Viel Glück!

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