Thüringische Landeszeitung (Jena)
Eine gute Wahl
Die Klassik-Stiftung hat Initiativkraft nötig
Zufällig fällt die Wahl auf eine Frau – und zufällig auf eine ostdeutsche. Wer allerdings diese beiden Kriterien für die Inauguration Ulrike Lorenz‘ als mutmaßlich künftige Präsidentin der Klassik-Stiftung für entscheidend hält, muss sich womöglich Chauvinismus-Vorwürfe gefallen lassen. Denn irgendwelche Boni, um sie Mitbewerbern um die Seemann-Nachfolge vorzuziehen, hat Lorenz nicht nötig. Was sie klar qualifiziert, sind vielmehr ihre Fähigkeiten als Managerin: In Mannheim forderte und verantwortete sie den Neubau der Kunsthalle für 70 Millionen Euro. Chapeau!
Dass sie nun in der Kurpfalz die Früchte dieser Arbeit nicht selbst ernten kann, wird Lorenz verschmerzen. Denn in Weimar träfe sie nächsten Sommer auf ein just neu eröffnetes Bauhaus-Museum, und man darf ihr gern zutrauen, dass sie im Wettstreit mit den Dessauern und Berlinern um die weltweite Aufmerksamkeit in Sachen Bauhaus die Nase oben behält.
Wichtiger indes ist die Perspektive ihres Engagements in der Dekade bis 2030 – scheint doch die Klassik-Stiftung seit geraumer Zeit in Indolenz erstarrt. Da braucht es dringlich jemanden, der es versteht, prominente Sonderausstellungen zu organisieren und dazu auch die fraglos prominenten eigenen Sammlungen zu positionieren. Und nicht zuletzt geht es – wie in Mannheim – um Bauvorhaben: Zwar könnte zu Lorenz‘ Amtsantritt das Bauhaus-Museum, das eigentlich schon 2013 eröffnet werden sollte, fast fertig sein. Mit der Schloss-Sanierung – der größten Einzelmaßnahme im Masterplan von 2008 – wurde aber noch nicht begonnen. An diesen Aufgaben wird Lorenz zu messen sein. Sie kann es schaffen. – Viel Glück!