Thüringische Landeszeitung (Jena)
US-Gericht senkt Strafe gegen Bayer
Chemiekonzern legt Berufung ein
NEW YORK. Im Glyphosat-Prozess gegen die Bayer-Tochter Monsanto hat ein US-Gericht überraschend das Urteil gegen den Herbizid-Hersteller bestätigt, die Strafsumme aber deutlich reduziert. Vor knapp zwei Wochen hatte Richterin Suzanne Bolanos noch signalisiert, den Fall im Sinne von Monsanto ganz neu aufrollen zu lassen. Doch jetzt bekräftigte sie eine Gerichtsentscheidung von August, wonach Monsanto-Mittel wie Roundup verantwortlich für den Krebs des Klägers seien.
Monsanto weist die Vorwürfe zurück. Bayer betonte, Glyphosat sei sicher – und kündigte Berufung an. Die verringerte Strafsumme beträgt 78 Millionen Dollar (68 Millionen Euro) statt vorher 289 Millionen Dollar.
Glyphosat zählt zu den am meisten eingesetzten Unkrautvernichtern. Erstmals gab es nun einen Prozess in den USA, der sich mit der Frage befasste, ob der Wirkstoff Krebs verursachen kann. Analysten werteten die Kehrtwende der Richterin als Rückschlag für Bayer. Die Bayer-Aktie brach am Dienstag zeitweise um fast zehn Prozent ein. Rund 8700 weitere Klagen sind in den USA anhängig.
Geklagt hatte Dewayne Johnson, der unheilbar an Lymphdrüsenkrebs erkrankt ist. Als Platzwart einer Schule hatte der Mann jahrelang mit MonsantoMitteln hantiert und führt seinen Krebs auf Glyphosat zurück. Der Monsanto-Konzern, den Bayer 2018 für mehr als 60 Milliarden Dollar gekauft hatte, bestreitet einen Zusammenhang. Bayer selbst führt Hunderte Studien an, die Glyphosat bei sachgerechtem Einsatz für sicher erklärt hatten. (rtr)