Thüringische Landeszeitung (Jena)
Stressfaktor beachten
Unterschätztes Kriterium bei Bau-Beschlüssen
Über den betriebswirtschaftlichen Sinn einer Straßenbahntrasse ins Himmelreich wurde schon vor Baustart gestritten. Fest steht: Wenn wegen des Großprojektes Firmen den Bach runtergehen, fällt die Kosten-Nutzen-Rechnung viel schlechter aus.
In Zukunft muss bei der Planung von Infrastruktur-Projekten viel stärker über die Auswirkungen für die Menschen vor Ort geredet werden. Bauzeiten und Bauleiden müssen Kriterien werden, wenn politisch entschieden wird.
Klar liegt Jena nicht in China, wo Straßen und Brücken als Mega-Baustelle in Tagen gebaut sind. Doch wenn selbst bei solch überschaubaren Projekten wie der Lützowstraße in Lichtenhain oder der zentrumsnahe Zwätzengasse Jahre vergehen, wird die Baustelle selbst zum Infrastruktur-Problem. Hohe Fördergeldquoten sind da ein schwacher Trost.
Geht vieles nicht auch einfacher? Man stelle sich nur mal vor: Ein schnittiger (E)-Bus hätte das Himmelreich längst für den öffentlichen Personennahverkehr erschließen können. Ganz ohne Stress.
Derweil ist völlig offen, ob das eigentlich wesentliche Endstück der Straßenbahn-Trasse bis zur CarlOrff-Straße jemals gebaut wird. Denn im Prinzip ist als Vorbedingung auch schon versprochen, dass ohne die Verlängerung der Wiesenstraße als Umgehungsstraße für Zwätzen eigentlich nicht gebaut werden kann. Diese Umgehungsstraße ist auch ein Mammutprojekt, aber eines, dessen Bau vermutlich kaum Ärger mit Anliegern und Unternehmen produziert.